Hoffentlich ist es um die Reaktionszeiten einer künftigen Bundeswehr besser bestellt als um das Tempo jener Politiker, die diese Zukunft gestalten. Sie brauchten quälend lange für eine Lösung, die sie schon vor Monaten hätten haben können. Eine verpflichtende Musterung hat der Verteidigungsminister immer gewünscht, nun folgt ihm endlich auch seine Partei. Schlimm genug, dass dieser Punkt überhaupt umstritten war. Etwas Elementares wie die Landesverteidigung im Losverfahren anzugehen, war immer weltfremd.
Der schräge Ansatz hatte seinen Ursprung im Widerstand der SPD-Linken, die bis heute den Ernst der Lage nicht erkannt haben. Und der Schaden, den sie dem Verfahren zufügen, hält an. Sollten weiterhin Lücken in der Truppe klaffen, kommt die Lostrommel doch noch zum Zug. Dabei würden Fragebogen und Musterung ganz andere Optionen bieten. Sie liefern wertvolle Rückschlüsse darauf, wer im Fall der Fälle am ehesten infrage kommt und nochmals gezielt angesprochen werden sollte. Überspitzt gesagt wäre es ratsam, sich um den Athleten zu bemühen, um nicht den Fußlahmen zu bekommen.
Der Griff zum Los hatte immer auch mit der Angst zu tun, die Gerichte könnten das ganze Verfahren aushebeln wegen mangelnder Wehrgerechtigkeit. Dieses Risiko besteht nun erst mal nicht mehr. Allein schon, weil bis auf Weiteres keiner weiß, wann die Freiwilligkeit nicht mehr ausreichen wird.
Im besten Fall wird die Methode Zufall nie akut. Das hängt vor allem davon ab, wie attraktiv, aber auch wie sinnhaft die Bundeswehr jungen Menschen als Arbeitsplatz erscheint. Der Hinweis auf hohen Sold, Zuschüsse zum Führerschein und sonstige Zuckerl mag mit Blick auf den Ernst der Lage banal klingen, trifft aber einen zentralen Punkt. Die zuletzt steigenden Freiwilligenzahlen sprechen dafür, dass die Bundeswehr finanziell, aber auch ideell an Strahlkraft gewinnt. Klar ist aber auch: Ein normaler Arbeitgeber wird sie niemals sein.MARC.BEYER@OVB.NET