Selbst für jemanden wie Donald Trump, der aus seinen Motiven nie ein Hehl macht, ist das ungewöhnlich durchsichtig. Am Freitag hat der Präsident Ermittlungen gegen Bill Clinton veranlasst, es geht natürlich um die Epstein-Affäre. Obwohl gerade Dokumente öffentlich wurden, in denen Epstein selbst einen Draht zu Clinton als „total erfunden“ bezeichnet, versucht Trump, einen Verdacht zu schüren. Irgendwas wird schon hängen bleiben. Und ablenken vom aktuellen Amtsinhaber.
Trump findet nicht heraus aus der Falle, die er sich selber gestellt hat. Im Wahlkampf hatte er Transparenz versprochen, obwohl er wissen musste, dass ihm das Thema um die Ohren fliegen würde, zu gut dokumentiert sind seine eigenen Kontakte zu dem Sexualstraftäter. Doch in seiner üblichen Selbstgerechtigkeit meinte er, das Thema unter der Decke halten zu können, wenn er wieder an der Macht ist.
Ein Trugschluss. Im MAGA-Fundament zeigen sich erste Risse, das beweist der Streit Trumps mit Marjorie Taylor Greene. Selbst die schrille Hardlinerin macht aus ihrem Unmut kein Hehl mehr. Mit der Folge, dass der Boss nun den Daumen senkt.
Bisher hat die Methode, mit dem Entzug seiner Unterstützung zu drohen, verlässlich funktioniert. Das könnte sich jetzt ändern. Trumps Manöver wirken zunehmend hilflos. Er hat die Basis zu sehr radikalisiert, als dass sie sich länger mit Halbheiten begnügen würde.
Marc.Beyer@ovb.net