Bischöfe ringen um Papier zu sexueller Vielfalt

von Redaktion

Bischof Stefan Oster sieht das Papier kritisch. © Weigel/dpa

Bonn/München – Nach dem Passauer Bischof Stefan Oster und dem Regensburger Rudolf Voderholzer distanziert sich auch der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki von einem Papier der Schulkommission der Bischofskonferenz zu sexueller Vielfalt. Man schließe sich der Kritik Osters an dem Papier an, teilte das Erzbistum Köln mit.

Das Ende Oktober veröffentlichte Dokument „Geschaffen, erlöst und geliebt. Sichtbarkeit und Anerkennung der Vielfalt sexueller Identitäten in der Schule“ will Schulen Ratschläge im Umgang mit sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität geben. Es ruft zu einem wertschätzenden Umgang mit sexueller Vielfalt auf. Schulen sollten Orte sein, an denen Kinder und Jugendliche Schutz vor Diskriminierung finden. Religionslehrer sollten kirchliche Sexualmoral differenziert vermitteln und Diskussionen ermöglichen.

Oster hatte sich von dem Papier auf seiner Internetseite distanziert. „Wenn auch auf dem Umschlag der Broschüre steht: ‚Die deutschen Bischöfe‘, dann spricht der Text trotzdem nicht in meinem Namen“, verbreitete er. Der Passauer Bischof hält zentrale Aussagen des Textes für theologisch und anthropologisch unklar. Es dürfe nicht sein, „dass wir auf unsere eigenen, sehr grundsätzlichen Positionen zum Menschenbild verzichten“. Der Text scheine davon auszugehen, dass jede Diversität im Blick auf sexuelle Orientierung und sexuelle Identität gottgewollt sei.

Besonders kritisch sieht Oster die Aussagen zur Transidentität: „Paradoxerweise soll das ‚Genau so von Gott gewollt und geliebt‘ auch für transidente Menschen gelten, die sich Angleichung ihrer leiblichen Geschlechtsmerkmale an das neue Geschlecht wünschen.“ Der Text blende hier Risiken und Konflikte aus, etwa mögliche negative körperliche oder seelische Folgen. Auch auf Debatten, in denen der Umgang mit geschlechtsangleichenden Behandlungen bei Jugendlichen neu und sehr kritisch bewertet werde, gehe das Papier nicht ein.

Voderholzer äußerte am Rand der Herbstvollversammlung des Landeskomitees der Katholiken in Bayern heftige Kritik am Vorgehen der Bischöfe. Obwohl die Kritiker im Ständigen Rat der Bischofskonferenz gefordert hätten, den Text zu modifizieren, sei er fast unverändert „in unserem Namen“ veröffentlicht worden. „Es wird hier eine Agenda durchgezogen. Ich möchte nicht in 30 Jahren hören, dass die katholische Kirche auch hier wieder mitgemacht hat.“ So wie hier gehe es bei vielen Themen des Reformprozesses des Synodalen Weges, kritisierte Voderholzer. „Ich habe nicht den Eindruck, dass aufeinander gehört und dass gemeinsam um das, was uns aufgetragen ist, gerungen wird, sondern es wird eine politische Agenda durchgezogen auf Teufel komm raus.“KNA

Artikel 1 von 11