Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (CDU). © Schmidt/dpa
Tegernsee/Berlin – Der Chef ist weg – oder doch nicht? Um die Rolle von Wolfram Weimer beim Ludwig-Erhard-Gipfel am Tegernsee gibt es neue Debatten. Noch vor Amtsantritt als Kultur-Staatsminister in der Merz-Regierung legte der parteilose Publizist seine Aufgaben in der Geschäftsführung der Weimer Media Group nieder, um Interessenkonflikte zu vermeiden. Gewinne aus dem Gipfel fließen aber weiterhin hälftig ihm und seiner Frau zu.
Womöglich ist das heikel: Denn Teil des Gipfel-Geschäftsmodells ist, die Plätze dort und damit unter anderem die Teilnahme an Auftritten von aktiven Politikern zu verkaufen. Beim jährlichen Gipfel am Tegernsee, nächster Termin Ende April, sind etliche Bundesminister, Ministerpräsident Markus Söder, früher auch Friedrich Merz sowie stets auch führende Oppositionspolitiker dabei. Das Drei-Tages-Ticket inklusive Gipfelnacht kostet 3000 Euro – das gilt als marktüblich angesichts der Gipfel-Größe und Prominenz. Saftiger sind die Preise von Firmen-Kooperationspaketen inklusive Anzeigen, Messestand, gekauftem „Interview“ in einem Heft und Rede-Teilnahme auf einem Panel: bis zu 80 000 Euro plus Mehrwertsteuer. So veröffentlicht es das Online-Magazin „Apollo“, das zudem berichtet, Interessenten gegenüber sei geworben worden, Spitzenpolitiker und vielleicht sogar Kanzler Merz selbst seien bei einem Abendessen zugegen.
Der Verdacht: Weimer, jetzt Politiker und enger Vertrauter von Merz, profitiert monetär von seinen Polit-Kontakten. In der Staatsregierung sorgt das für Wirbel, jede Beteiligung am Gipfel wird seit gestern neu überprüft, sagte ein Regierungssprecher.
FDP-Politiker fordern bereits Weimers sofortigen Rücktritt. „Wer aus seinem Regierungsamt heraus vorgibt, Einfluss auf die Politik verkaufen zu können, gefährdet das Ansehen der Demokratie und ist als Staatsminister untragbar“, sagt Bayerns FDP-Chef Michael Ruoff.
Die Gipfel-Veranstalter weisen solche Unterstellungen „entschieden“ zurück. „Ob und wie Gäste und Speaker miteinander ins Gespräch gehen, liegt in deren Ermessen“, sagt ein Sprecher, man biete eine offene Plattform, übrigens auch für Journalisten. Weimer übe keinerlei Einfluss mehr auf die Geschäfte aus, habe 2025 auch nicht teilgenommen.
Die Organisatoren sehen die Urheber der kritischen Veröffentlichungen in AfD-Nähe. Seit Jahren versuchten AfD-Politiker vergeblich, zum Gipfel eingeladen zu werden. Das erkläre die Kritik. Man werde aber auch 2026 „der AfD keine Bühne auf unserer Konferenz bieten“.C. DEUTSCHLÄNDER