Viele Junge verlassen Griechenland

von Redaktion

Steigende Wohnungs- und Lebensmittelkosten, sinkende Gehälter: 68 Prozent denken ans Auswandern

Junge Griechen sind pessimistisch. © Wreford/IMAGO

Athen – Es ist ein brisanter Mix in Griechenland: schlechte Jobs, niedrige Gehälter, hohe Lebenshaltungskosten und eine akute Wohnungsnot. Besonders junge Griechen leiden darunter. Dies belegt eine jüngste Umfrage des Athener Meinungsforschungsinstituts Metro Analysis.

Und das hat Auswirkungen auf ihre Lebensentscheidungen. 70 Prozent der jungen Griechen können sich wegen finanzieller und wohnungsbezogener Schwierigkeiten demnach keine Kinder leisten. Zwar ist der Wunsch nach Kindern wohl nirgendwo in Europa so ausgeprägt wie im wertkonservativen Griechenland. Dennoch ist die Zahl der Geburten in Hellas auf einen historischen Tiefstand gesunken. 2024 verzeichnete das griechische Statistikamt (Elstat) die niedrigste Anzahl von Geburten seit Beginn der Aufzeichnungen 1932.

Bei den befragten Griechen im Alter von 17 bis 45 Jahren macht sich tiefer Pessimismus breit. 76 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Dinge „in die falsche Richtung laufen“. Zudem glauben 39 Prozent, dass ihr Leben in fünf bis zehn Jahren schlechter sein wird als heute. Unangefochtenes Problem Nummer eins: die Teuerung.

2009 lag das Durchschnittsgehalt noch bei monatlich 1379 Euro brutto, heute sind es sogar 37 Euro weniger. Die Verbraucherpreise stiegen seit 2020 um insgesamt 22 Prozent, Lebensmittelpreise gar um 30 Prozent. Die Kaufkraft der Griechen ist auf den zweitletzten Platz in der EU abgestürzt, nur die Bulgaren liegen noch dahinter.

Währenddessen sucht die florierende Monokultur Tourismus händeringend nach Köchen, Kellnern oder Zimmermädchen. Für die zumeist gut qualifizierten Griechen sind das nicht gerade Traumjobs. In der Altersgruppe von 15 bis 24 Jahren waren laut Elstat im September dieses Jahres 18,5 Prozent der Menschen arbeitslos.

Zugleich schnellen die Mieten und Immobilienpreise in die Höhe. In Metropolen wie Athen oder Thessaloniki sowie beliebten Touristenzielen wie Kreta und Rhodos ist eine Wohnung kaum unter zehn Euro pro Quadratmeter pro Monat zu mieten. Um der Misere im eigenen Land zu entgehen, sehen sie bloß einen Ausweg: die Auswanderung. 68 Prozent der Jungen denken ernsthaft darüber nach. FERRY BATZOGLOU

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