Ministerpräsident Söder dankte Dieter Breit. © ELKB/MK
München – „Loslassen, zurückblicken, neue Wege gehen“: Die Begriffe, die sich wie ein roter Faden durch den Buß- und Bettagsgottesdienst in der Münchner Matthäuskirche zogen, waren passgenau auf Dieter Breit (64) zugeschnitten, der gestern nach 23 Jahren als Politikbeauftragter der evangelischen Landeskirche in den Ruhestand verabschiedet wurde.
Wie hochgeschätzt der Theologe ist, zeigte Ministerpräsident Markus Söder, der aus einer „Schalte zur Rentenpolitik“ in die Matthäuskirche geeilt war, um Breit zu würdigen. Hochgeachtet, aber in Politikkreisen gefürchtet sei Breit. „Wenn Sie da sind, dann brennt‘s“, habe er gewusst. Und: „Ich habe in all den Jahren keinen besseren Prediger erlebt.“ Der Kirchenrat habe den Politikern die Leviten gelesen, aber auch als Mediator und Seelsorger gewirkt. Zusammen mit seiner Frau, der früheren Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler, habe er ungeheuer viel in Kirche und Gesellschaft bewegt. „Wir haben Ihre Kraft und Ihre Weitsicht geschätzt“, sagte Söder. „Die Zusammenarbeit mit Ihnen war hoch verlässlich“, dankte Landesbischof Christian Kopp dem scheidenden Politikbeauftragten. Er machte kein Hehl daraus, dass Breit oft fordernd gewesen sei. Doch gerade das hat zur großen Anerkennung beigetragen, die in den Würdigungen deutlich wurde.
Respektvoll und mit Freude an der intellektuellen Auseinandersetzung hat Breit sein Amt ausgeübt, das erst 2002 von der Landeskirche geschaffen worden war. Selbst mit dem ehemaligen Chefredakteur des Bayernkuriers, Winfried Scharnagel, habe er vertrauensvolle Gespräche geführt. „Ich denke gerne daran, weil wir nicht unterschiedlicher hätten sein können und trotzdem respektvoll miteinander stritten.“ Das war wohl das Geheimrezept für Breits Wirken hinter den Kulissen. Der 64-Jährige warb für eine intensive Beschäftigung mit der Geschichte und den geistigen Grundlagen. Traditionen seien mehr als Folklore. „Sie sind eine praktizierte Identitätspflege, in der ein starkes Freiheits-und Gerechtigkeitsbewusstsein verknüpft wird mit Frömmigkeit, Vaterlandsliebe und gemeinsam vereinbarten Verpflichtungen.“
Breit rief zur Verteidigung der Demokratie auf. Die Errungenschaften der Demokratie seien keine bloßen Formalismen, die je nach wechselnden Stimmungen beliebig gefühlt werden könnten. „Demokratie ohne eine gewissenhafte Verbundenheit der Verschiedenen, Individualismus ohne einen gemeinsamen Nenner wird früher oder später münden in eine Apathie der Mehrheit.“ Und so den Boden bereiten für Gewaltherrschaft. Applaus gab es nicht zuletzt für ein persönliches Bekenntnis zu seiner Frau: „Susanne, Du bist das Glück meines Lebens.“CM