Ehrung für die mutigsten Gegnerinnen des Kreml

von Redaktion

Passauer Mediengruppe verleiht Julija Nawalnaja und Svetlana Tsichanowskaja den Preis „Menschen in Europa“

Ausgezeichnet: Svetlana Tsichanowskaja und Julija Nawalnaja (r.). © Mediengruppe Bayern

Passau – Der Sacharow-Preis der EU, der Aachener Karlspreis – und nun bekamen die belarussische Oppositionsführerin Svetlana Tsichanowskaja und die Russin Julija Nawalnaja zudem den Preis „Menschen in Europa“ der Mediengruppe Bayern in Passau verliehen.

Doch die Podiumsdiskussion mit den beiden mutigen Frauen machte deutlich: Mehr als alle Preise, die Demokraten verleihen, zeichnet die Widerstandskämpferinnen die Vehemenz aus, mit der sie von den Diktatoren bekämpft werden.

Selbst in Deutschland müssen sie Anschläge fürchten, aber auf die Frage des Moderators der Podiumsdiskussion in Passau, des Ex-Leiters des ZDF-Hauptstadtstudios Theo Koll, wie hart das Leben unter ständigem Polizeischutz ist, antwortet die Witwe von Alexej Nawalny nur: „Die Oppositionellen im Polizeistaat Russland leben viel gefährlicher.“

Koll versuchte mit seinen Fragen zu ergründen, warum ihr Mann Nawalny trotz des Giftanschlags auf ihn 2021 nach Russland zurückkehrte – wissend, dass ihn dort nicht nur Haft, sondern der Tod erwarten könnte. „Schon am Tag, als mein Mann in einer deutschen Klinik aus dem Koma erwachte, wusste ich, dass er wieder nach Russland zurückkehren wollte – er war der Oppositionsführer, er wollte den Menschen zeigen, dass es wichtig ist, mutig zu seinen Überzeugungen zu stehen.“ Es sei Nawalny bei dieser Rückkehr auch darum gegangen zu entlarven, dass Putin nicht so stark ist, wie er tut: „Jemand, der seine Gegner töten lässt, zeigt, dass er große Angst vor ihnen hat.“

Putin sei nur ein „ganz normaler Diktator“, der korrupt sei, Medien zensiere, Wahlen fälsche – und Kriege lostrete. Ein „Papierfrieden“ mit der Ukraine, wie ihn Donald Trump jetzt erzwingen will, werde kein wirkliches Ende der Gewalt bringen: „Solange Putin an der Macht ist, sind wir alle in Gefahr“, so Nawalnaja, die nach dem Tod ihres Mannes in die Rolle der neuen Oppositionsführerin gewachsen ist.

Auch Tsichanowskaja, die die belarussischen Präsidentschaftswahlen 2020 nach Meinung internationaler Beobachter gewonnen hatte, dann aber von Diktator Lukaschenko ins Exil gezwungen wurde, ist sicher: „Einem Diktator kann man nicht trauen. Wenn man Putin keine Grenzen setzt, wird er immer weiter gehen.“

Siko-Chef Wolfgang Ischinger sprach die Laudatio auf die beiden Aktivistinnen – und er brachte dabei auf den Punkt, was wohl viele der rund 500 Gäste im Passauer Medienzentrum empfanden: „Diese beiden mutigen Frauen erinnern uns daran, worum es in diesem Krieg in der Ukraine eigentlich geht: nicht nur um Territorien, sondern um Würde, um Freiheit, um die einzelnen Menschen.“KLAUS RIMPEL

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