Hermann Gröhe war CDU-Gesundheitsminister. © dpa
Berlin – Zum Abschied wurde Gerda Hasselfeldt noch einmal deutlich. In einem „Tagesspiegel“-Interview am Freitag kritisierte die bisherige Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes, dass die schwarz-rote Koalition im Bundeshaushalt 2026 die Mittel für humanitäre Hilfe weltweit erneut kürzen will. „Von 2024 auf 2025 war es eine Kürzung um mehr als die Hälfte. Dies wird 2026 fortgeschrieben, obwohl die Zahl der Krisen und Notleidenden zunimmt“, so Hasselfeldt. Dieses Vorgehen entspreche auch nicht dem Koalitionsvertrag: „Da heißt es sinngemäß: Wir stärken die humanitäre Hilfe.“ Bemerkenswert ist diese Kritik vor allem vor dem Hintergrund, dass Hasselfeldt lange Jahre für die CSU selbst an politisch wichtigen Schaltstellen saß. Die 75-Jährige war unter anderem Vizepräsidentin des Bundestags und Bundesgesundheitsministerin.
Das Gespräch mit dem „Tagesspiegel“ war eine der letzten Amtshandlungen von Hasselfeldt. Sie kandidierte nach zwei Amtszeiten nicht erneut für das Präsidentenamt und hat nun den Staffelstab an Hermann Gröhe weitergegeben, ebenfalls ehemaliger Gesundheitsminister.
Der 64-Jährige wurde am Wochenende bei der Bundesversammlung erwartungsgemäß an die Spitze des Deutschen Roten Kreuzes gewählt. Das Amt bleibt damit in den Händen der Union: Hasselfeldts Vorgänger Rudolf Seiters (88) gehört wie Gröhe der CDU an. Als früherer Minister und ehemaliger Generalsekretär seiner Partei kann der in Neuss am Rhein lebende Gröhe wie seine beiden Parteifreunde aus einem reichen Erfahrungsschatz in Sachen Organisation und politischer Lobbyarbeit schöpfen.
Derzeit engagieren sich circa 457 000 Ehrenamtliche
„Hunderttausende Menschen stehen im Namen des Deutschen Roten Kreuzes für Menschlichkeit vor Ort und in den Krisen weltweit ein“, sagte Gröhe. „Zukünftig der Fürsprecher dieser Menschen in der Führung unseres Gesamtverbandes und in der Öffentlichkeit sein zu dürfen, ist mir eine große Ehre.“ Derzeit engagieren sich nach eigenen Angaben rund 457000 Ehrenamtliche für das DRK, zudem gibt es mehr als 211 000 hauptamtliche Mitarbeiter.
Auf den neuen DRK-Präsidenten warten große Herausforderungen. Die Konflikte in der Welt nehmen zu, gleichzeitig wird das Geld für Hilfsorganisationen knapper. Und in der Gesellschaft weht ein schärferer Wind, wie seine Vorgängerin Hasselfeldt dem „Tagesspiegel“ sagte.