Es geht um Freundschaft und Demokratie, aber – und das ist kein Widerspruch – ein bisschen auch um Donald Trump. Wenn Frank-Walter Steinmeier heute zum Staatsbesuch nach Großbritannien aufbricht, erwartet ihn ein Programm, das an Pomp und Symbolik kaum zu übertreffen ist. Staatsbankett und Kutschfahrt mit König Charles waren zu erwarten, bemerkenswerter ist schon die Rede vor dem Parlament, die erste eines Bundespräsidenten seit fast 40 Jahren. Dem Vernehmen nach hätte auch Trump einen solchen Auftritt bei seinem Besuch im Sommer gerne im Programm gehabt. Aber leider, leider ließ es sich nicht einrichten, so sorry.
Großbritannien und Deutschland sind enge Partner, doch wie jede Beziehung braucht auch diese ab und zu eine Auffrischung. Erst recht nach den vergangenen Jahren, in denen Krieg, Wirtschaftskrise und vor allem der Brexit Europa schwer zugesetzt haben. Unter den diversen Tory-Regierungen von May bis Sunak trennte mehr als nur der Ärmelkanal Königreich und Festland. Die Wiederannäherung seit dem Einzug des Labour-Premiers Keir Starmer in die Downing Street ist unübersehbar, aus deutscher Sicht am deutlichsten im Kensington-Vertrag, mit dem London und Berlin ihre Freundschaft und Zusammenarbeit im Sommer neu besiegelten.
Steinmeier wird nicht nur als Sozialdemokrat (Starmer) und oberster Repräsentant (Charles) willkommen sein, sondern auch als versierter Außenpolitiker, der hinter verschlossenen Türen Klartext reden wird. Dass ihn heute Nachmittag der Premier empfängt, ist alles andere als eine protokollarische Selbstverständlichkeit. Es ist ein Signal an Partner wie Feinde. Der Westen steht zusammen, allen Fliehkräften zum Trotz. MARC.BEYER@OVB.NET