Die sechstägige Nahostreise von Papst Leo XIV. hat deutlich gemacht: Dieses Kirchenoberhaupt ist nicht für große Inszenierungen gemacht. Er ist ein Mann der nachdenklichen, leiseren Töne. Der 70-Jährige hatte diese Auslandsreise „geerbt“ von seinem Vorgänger Franziskus. Mit seinem Besuch an einen der Brandherde der Weltpolitik hat sich der Papst als Mahner und Friedensstifter profiliert.
Leo kam nicht als Moralapostel oder rechthaberischer Kirchenfürst. Er ist sowohl den politischen Vertretern wie dem türkischen Präsidenten Erdogan als auch den Repräsentanten des Islam und der Orthodoxie mit großem Respekt begegnet. Dabei hat er diplomatisches Geschick bewiesen. Es war wie eine vertrauensbildende Maßnahme. Leos Reise eröffnet Gesprächskanäle, die sich für die Zukunft als segensreich erweisen können. In einer Region, die sowohl politisch als auch religiös als höchst sensibel gilt, hat der Papst den richtigen Ton getroffen. Leos Verdienst ist es, die bedrückende Lage im Libanon wieder auf die politische Tagesordnung gesetzt zu haben. Zugleich hat er den Menschen Mut gemacht: für ein Leben in Frieden.