Vom jüngsten Kreml-Besuch des Diplomaten-Darstellers Steve Witkoff wird zweierlei hängen bleiben. Erstens: Er hatte einen „schönen Spaziergang“ durch Moskau, ehe er sich fünf Stunden lang vom Kreml-Herrscher einseifen ließ. Zweitens: Putin wirft Europa nicht nur Friedens-Blockade vor, sondern droht dem Kontinent offen mit Krieg. Beides hängt zusammen.
Aus Putins Sicht dienen die Gespräche nicht der Suche nach einem Kompromiss, den er ohnehin nur dann akzeptieren würde, wenn er das Ende der Ukraine bedeutete. Sie dienen dazu, die USA final aus der Restverbundenheit mit Europa zu lösen. Der blauäugige Witkoff, den Putin schon oft für seine Absichten einspannte, sollte mit der Botschaft zurück nach Washington reisen, dass Europa all das verhindert, was Trump begehrt: Waffenruhe, Geschäfte mit dem Kreml, den Nobelpreis.
Man muss fürchten, dass dieser Irrsinn beim US-Präsidenten verfängt, zumindest für den Moment. Schlimm genug, dass es keinen Fortschritt für die friedenshungrige Ukraine gibt. Es gibt auch keinen erkennbaren Lernfortschritt bei Trump, der Putins Grundantrieb einfach nicht versteht. Der Kremlchef will den Sieg, die ganze Ukraine. Und sein Schlachtfeld ist nicht nur der Donbass, sondern auch der lange Tisch im Kreml, an dem er Dilettanten wie Witkoff belügt und europäische Kriegsängste triggert. Leider hat er damit noch immer Erfolg. MARCUS.MAECKLER@OVB.NET