KOMMENTAR

Mit Argumenten gegen die Gen-Schere im Kopf

von Redaktion

EU lockert Kennzeichnungspflicht

Beim Thema Gentechnik in der Landwirtschaft gibt es viel Ideologie und Vorurteile, die Wissenschaftler aus nachvollziehbaren Gründen ärgern. So ist die relativ neuartige Technik, mit der „Gen-Schere“ Crispr-Cas Pflanzen gentechnisch zu verändern, tatsächlich revolutionär und weniger riskant als frühere Methoden, was ungewünschte Nebeneffekte für die Umwelt betrifft. Gentechnik kann so genutzt werden, dass weniger Gift auf den Feldern gespritzt werden muss. Aber: Sie kann im Interesse der Wirtschaft auch dazu dienen, Pflanzen resistent gegen Herbizide zu machen, sodass noch mehr gespritzt werden kann. Insofern ist Regulierung, was genau gemacht, wird wichtig.

Angesichts der Herausforderungen für die Landwirtschaft durch den Klimawandel wird der Einsatz gentechnischer Methoden aber immer wichtiger werden. Weltweit drohen Lebensmittel-Mangel durch Trockenheit, aber auch durch Fäulnisprobleme nach übermäßigen Regenfällen. Mit herkömmlichen Züchtungsmethoden wird die Agrarindustrie dieser Probleme nicht Herr werden – den modernen gentechnischen Methoden kommt hier eine entscheidende Bedeutung zu, drohende Hungerprobleme zu bewältigen. Vor diesem Hintergrund ist es nachvollziehbar, dass die EU ihre bisherigen sehr rigiden Regeln zur Gentechnik lockern will. Aber völlig unverständlich ist, warum diese Lockerung mit einer Entmündigung der Verbraucher einhergehen soll. Nur weil die Kennzeichnung „Mit Gentechnik hergestellt“ ein Verkaufs-Killer zu werden droht, ganz auf derartige Kennzeichnungen zu verzichten, geht gar nicht. Es muss weiter den Kunden überlassen bleiben, zu entscheiden, ob sie gentechnisch veränderte Lebensmittel essen wollen.

Deshalb sollte die Bundesregierung sich gegen alle Bestrebungen aus Brüssel stemmen, die Kennzeichnungspflicht für gentechnische Produkte zu lockern. Genmanipulierte Produkte ohne unser Wissen in den Joghurt oder auf die Pizza zu schmuggeln, ist sicher nicht der richtige Weg, Vertrauen in die Gentechnik zu erhöhen. Befürworter sollten die offene Diskussion gegen die Gen-Schere im Kopf nicht scheuen: Es gibt Risiken, ja – aber es gibt auch gute Argumente für den Einsatz moderner Methoden. Nur für dumm verkaufen lassen wollen sich die Verbraucher nicht.

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