In Afrika 75 Millionen neue Jobs?

von Redaktion

Berlin – Bis 2029 werden weltweit voraussichtlich mehr als 100 Millionen neue Jobs entstehen – gut drei Viertel davon in Afrika. Das geht aus dem Global Jobs Index hervor, den das Kiel Institut für Weltwirtschaft gemeinsam mit der gemeinnützigen Firma Impacc jüngst veröffentlicht hat. Demnach werden in Afrika in den kommenden Jahren 75 Millionen Menschen zusätzlich einen Job haben. Das hat Folgen – auch für die Migration.

Die Autoren treffen in ihrer Studie eine Prognose zur globalen Beschäftigungslücke. In Afrika sinkt diese in den kommenden Jahren demnach deutlich, was an einem „doppelten Faktor“ liegt, wie Studienmitautor Till Wahnbaeck im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt. Er war mehrere Jahre Vorstandschef der Welthungerhilfe und ist Gründer von Impacc, die Spenden in Investitionen in afrikanische Start-ups umwandelt und so Jobs aufbaut. Wahnbaeck meint: „Afrika hat eine stark wachsende Bevölkerung, die zum einen aus sich heraus Jobs schafft. Und zum anderen haben viele Länder Afrikas eine schnell wachsende Volkswirtschaft, die noch mehr Jobs schafft.“

Die Studienautoren unterscheiden in diesem Zusammenhang zwei Arten von Jobs: „Big-Jobs“, die alleine dazu reichen, eine Familie zu ernähren, und sogenannte „Gig-Jobs“, kleinere, oft selbstständige Tätigkeiten, die einen aus der Beschäftigungslosigkeit und der extremen Armut holen – aber keinen Wohlstand sichern. Laut der Studie entstehen in vielen der Länder Afrikas vor allem Gig-Jobs, etwa in der Landwirtschaft oder im Gesundheitsbereich. Aus diesen kleineren Gig-Jobs sollen langfristig Big-Jobs entstehen. Das dauert – habe aber spürbare Folgen.

„Durch mehr Jobs sinkt der Migrationsdruck“, sagt Wahnbaeck. „Menschen verlassen ihre Heimat, wenn sie keine Perspektive für sich sehen; und eine Perspektive beginnt immer mit der Frage, ob ich meine Familie ernähren kann.“ Wahnbaeck arbeitet viel mit Start-ups in Afrika zusammen und meint: „Wenn es uns gelingt, vor Ort Perspektiven zu schaffen, dann gibt es weniger Grund für Menschen, ihre Heimat zu verlassen.“ Es werde „natürlich immer Migrationsdruck geben durch Kriege und Verfolgung“, sagt Wahnbaeck. „Aber den ökonomischen Druck, den kann man mindern.“

Im globalen Süden seien 320 Millionen potenziell Beschäftigte nicht in Tätigkeiten über der Armutsgrenze – entweder weil sie in ihren Jobs weniger als 2,15 US-Dollar verdienen oder komplett arbeitslos seien. Diese sogenannte Beschäftigungslücke unterscheidet sich stark zwischen den Ländern. variiere stark zwischen den Ländern. Am höchsten ist die Bevölkerungslücke derzeit in Madagaskar mit mehr als 75 Prozent, gefolgt von der Zentralafrikanischen Republik (67 Prozent) sowie Burundi und Somalia (je 62 Prozent). Laut Prognose wird die Bevölkerungslücke in allen afrikanischen Ländern zurückgehen.

In Asien werde die Zahl der neuen Beschäftigten netto um 21 Millionen steigen, in Südamerika um neun Millionen und in Nordamerika um vier Millionen. In Europa hingegen falle die Beschäftigung um sieben Millionen. Migration nach Europa werde daher auch nicht verschwinden, aber eine andere Gestalt annehmen.

Artikel 3 von 11