Das BSW muss gerade einiges verdauen: Die Neuauszählung der Bundestagswahl – für die junge Partei eine beinahe existenzielle Angelegenheit – ist vorerst vom Tisch. Am Wochenende zieht sich auch noch die Gründerin vom Chefposten zurück. Sahra Wagenknecht fühlt sich zu groß für kleinteilige Parteiarbeit. Vielleicht tut sie ihrem Geschöpf damit sogar einen Gefallen. Der vielfach beklagte autoritäre Führungsstil hat dem BSW jedenfalls nicht genutzt.
Fast zwei Jahre nach ihrer Gründung steckt die Partei in der Krise – auch, weil sie ihr Gründungsversprechen nicht eingehalten hat. Eigentlich wollte das BSW eine Art seriöse Alternative zur AfD sein: systemkritisch, aber nicht verschwörungsaffin; anders denkend, aber nicht radikal. Tatsächlich hat Wagenknecht die Partei zu einem Sprachrohr für Kreml-„Wahrheiten“ verknappt. Darüber hinaus kommt sie nicht vor.
Das neue Gefüge – Wagenknecht als inhaltliche Taktgeberin, Fabio de Masi als Co-Parteichef – wird daran kaum etwas ändern. Das BSW ist Anfang 2024 steil gestartet und droht, tief zu fallen. Man müsste ihm nicht nachtrauern.MARCUS.MAECKLER@OVB.NET