Saluschnyj (r.) nach der Absetzung durch Selenskyj. © dpa
München – Für Wolodymyr Selenskyj wäre es ein denkbar schlechter Zeitpunkt für Neuwahlen. Der Präsident ist im eigenen Land massiv unter Druck, seit ein Korruptionsskandal bekannt wurde, der seinen Vertrauten Andrij Jermak, Chef des Präsidialamtes, das Amt kostete. Der Bonus als Anführer ist aufgezehrt, Umfragen sehen in Walerij Saluschnyj einen aussichtsreichen Gegner.
Als Armeechef war er sehr beliebt, ehe ihn Selenskyj 2024 aus dem Amt entließ und auf den Posten des Botschafters in Großbritannien versetzte. Schon damals kursierte in Kiew das Gerücht, der Präsident wolle sich einen populären Konkurrenten vom Hals halten. Zuletzt fiel Saluschnyj in London mit Kritik an Selenskyj auf. Dessen Vorbereitung auf den Krieg sei unzureichend gewesen.
Susan Stewart von der Stiftung Wissenschaft und Politik glaubt, dass ein Kandidat wie Saluschnyj mit seiner militärischen Vita dem Amtsinhaber gefährlich werden könnte: „Man kann davon ausgehen, dass Personen, die sich im Krieg eingesetzt haben wie er, gute Aussichten hätten.“ Womöglich aber auch jemand wie Ex-Außenminister Dmytro Kuleba, „wenn man nach jemandem sucht, der gut mit internationalen Partnern kann“. Weniger Chancen räumt sie Vitali Klitschko ein. Als Bürgermeister von Kiew sei er „vor allem in der Hauptstadt sichtbar“, auf nationaler Ebene mangele es ihm an Präsenz.MB