Wenn einer die Kunst des Ablenkungsmanövers beherrscht, dann ist es der durchtriebene Geschäftsmann Trump: Als die US-Medien der Veröffentlichung der Epstein-Akten entgegenfieberten, zog der Gaukler im Weißen Haus plötzlich wie ein Kaninchen seinen Ukraine-Friedensplan aus dem Zylinder. Und jetzt, da es fast täglich Wahlkatastrophen für seine Partei hagelt – am Dienstag ging erstmals nach 30 Jahren die Latino-Metropole Miami für die Republikaner verloren –, prügelt Trump auf die Europäer ein.
Die sind, durch eigene Dummheit, ein leichtes Opfer. Trump hat nicht vergessen, wie Angela Merkel ihn einst demütigte. Doch wäre er nicht so niederträchtig nur auf eigenen Profit aus, müsste er zugeben, dass seine Erzfeindin Europa nicht mehr regiert und die EU gerade Merkels falsche Politik rückabwickelt. Es wird kräftig aufgerüstet, das irre Lieferkettengesetz fliegt samt Verbrenner-Aus gerade hochkant über Bord, und die EU macht bei der Armutsmigration die Schotten dicht. Das alles kommt spät, sicherlich ist es noch nicht genug, um Europa wieder wirtschaftlich stark zu machen – aber es ist nicht nichts, anders als von Trump und seinen AfD-Freunden behauptet.
Seine Krokodilstränen über sein (einst) „so schönes Europa“ kann sich der Präsident sparen, solange ihm gleichzeitig egal ist, wie Putin Tod und Verderben über den Kontinent bringt, dem die Amerikaner nach dem Krieg die Demokratie zurückbrachten. Der Kanzler hat leider Recht mit dem, was er zu Selenskyj sagte: Trump spielt seine Spielchen. Seine Sorge um Europa ist nur geheuchelt.GEORG.ANASTASIADIS@OVB.NET