Viele Höfe verzeichnen finanzielle Einbußen. © Smarterpix
Berlin/München – Die Landwirte in Deutschland befürchten nach eher stagnierenden Gewinnen einen schärferen Druck auf die Preise für Butter und andere wichtige Produkte. Im Ende Juni abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2024/25 verdienten die Unternehmen im Schnitt 78 500 Euro, wie der Bauernverband mitteilte. Mit einem kleinen Plus von 0,4 Prozent entsprach dies quasi dem Vorjahresniveau. Trotz Millionen-Entlastungen beim Agrardiesel und den Stromkosten rechnet die Branche 2026 mit weiteren Kostensteigerungen.
Bauernpräsident Joachim Rukwied: „Der Motor stottert.“ Und wenn er auf die „trüben Aussichten“ auf den Märkten schaue, drohe der Motor auszugehen. „Die Kosten steigen, steigen, steigen. Und auf der anderen Seite die Preise, die fallen, fallen, fallen.“ Ins Kontor schlagen bei vielen Betrieben höhere Ausgaben für Löhne und Betriebsmittel wie Dünger oder Energie. Die von der schwarz-roten Koalition beschlossenen Entlastungen etwa beim Diesel seien nötig – unterm Strich würden sie in den Bilanzen aber nicht erkennbar sein, sagte Rukwied.
Die finanzielle Lage der Höfe ist dabei unterschiedlich, wie eine Auswertung von 6700 Jahresabschlüssen ergab. So brachen die Gewinne bei Ackerbauern um 35,8 Prozent auf durchschnittlich 50 800 Euro ein. Und bei den zu erzielenden Preisen gelte: „Mit jeder Tonne Weizen, die der Landwirt erzeugt, verliert er im Moment Geld“, erläuterte Rukwied. Trotz einer ordentlichen Ernte 2025 sei von Gewinnrückgängen auszugehen. Auch Schweinehaltern drohen Einbußen.
Die Milchbauern verdienten dagegen im vergangenen Wirtschaftsjahr nach Rückgängen wieder deutlich mehr – der durchschnittliche Gewinn sprang um gut 46 Prozent auf 115 300 Euro. Die Preise sind aber ins Rutschen geraten. Bis November sei das „noch grenzwertig wirtschaftlich darstellbar“ gewesen, sagte Rukwied. Preissenkungsrunden für Butter bei Discountern bis auf 99 Cent pro Päckchen kritisierte er aber als inakzeptabel.
„So kann man kein hochwertiges Lebensmittel verramschen“, sagte der Bauernpräsident. Die Milcherzeuger hätten große Sorgen, dass sich der Preisrückgang fortsetzt. Rukwied äußerte sich zurückhaltend zu Überlegungen, das Bundeskartellamt in dieser Frage einzuschalten.
Der Bauernverband mahnte bei der Bundesregierung einen „echten, ehrlichen Politikwechsel“ für mehr Wachstum an. Dazu gehöre eine stabile Finanzierung für einen Umbau der Tierhaltung zu höheren Standards, bei der nicht je nach Bundesland andere Bedingungen gelten dürften. „Die Landwirtschaft hat sich schon lange zu mehr Tierwohl bekannt“, betonte Rukwied. „Die Politik muss endlich handeln.“