Was auch immer von diesen Verhandlungen am Ende bleiben wird: Das Bundeskanzleramt hat historische Stunden hinter sich. Denn der Gesprächsmarathon in Berlin, bei dem es ja keineswegs nur um das Schicksal der Ukraine ging, dokumentiert, wie dramatisch sich die Konstellationen der Welt gerade verschieben.
Das beginnt schon mit dem Ort der Verhandlungen: Nicht im prunkvollen Élysée-Palast zu Paris soll Geschichte geschrieben werden, sondern im eher schmucklosen deutschen Regierungssitz, dem Spötter einst den Spitznamen „Waschmaschine“ verpassten. Das sagt viel über die gewachsene Rolle Deutschlands: Zwar schlägt sich auch Friedrich Merz – wie fast alle Regierungschefs des Westens – mit schlechten Umfragewerten herum. Doch anders als Olaf Scholz, der sich hinter Emmanuel Macron oder Joe Biden versteckte, sucht der immer noch neue Bundeskanzler aktiv eine Führungsrolle in der Weltpolitik. Und hat damit schon mal erreicht, dass die ukrainische Frage eben nicht über die Köpfe der Europäer hinweg entschieden wird. Ein erster, wichtiger Erfolg.
Damit wäre man bei der zweiten Ebene, die über die Ukraine hinaus reicht: Wiederholt hat Donald Trump zuletzt die Schwäche der EU und ihrer politischen Spitzen verspottet. Dabei sind es doch die USA, die derzeit wanken. Einst ein Fels in der Brandung, wenn es um Freiheit und Demokratie ging, gibt man nun ungeniert den Anwalt eines Aggressors, der vor allem den eigenen Profit im Blick hat.
Merz hat verstanden: Europa braucht eine starke Stimme! Eine Stimme der Vernunft.