Manchmal kommt das Eingeständnis des Scheiterns auch als Lob daher, besonders wenn der Adressat Donald Trump heißt und bei Laune gehalten werden soll. Präsident Selenskyjs Urteil, der Berliner Ukraine-Gipfel von Europäern und Amerikanern habe „theoretisch gute Elemente auf dem Papier“ gebracht, fällt in diese Kategorie. Wenig Raum für Hoffnung lässt auch das lange Schweigen des Kremls: Moskau will es sich durch ein hartes Njet ebenfalls nicht mit Trump verderben. Doch gibt Putin seine Antwort schon auf dem Schlachtfeld. Er will auch an Weihnachten weiterbomben lassen.
Einen Teilerfolg immerhin konnte der Kanzler erzielen: Es gibt nun zum ersten Mal (und bis auf Weiteres) so etwas wie eine abgestimmte Position zwischen Europa, der Ukraine und den USA. Eine europäische Schutztruppe für die Ukraine soll es nach einem Friedensschluss geben und ein US-Beistandsversprechen, das dem der Nato nahekommen soll. Wie nahe, bleibt offen, US-Bodentruppen schließt Trump aus. Damit können sich weder die Ukraine zufriedengeben noch die Europäer. Denn schicken sie eines Tages Blauhelme und zündelt Putin dann weiter, öffnen sich für die Europäer die Tore zur Hölle.
Es bleibt dabei: Solange sich Putin auf dem Schlachtfeld bessere Chancen ausrechnet als am Verhandlungstisch, wird er von seinem Kriegsziel, die gesamte Ukraine zu unterwerfen, nicht lassen. Schon um Zeit für die Herstellung der eigenen Wehrfähigkeit zu gewinnen und zu verhindern, dass Russland seinen hybriden Krieg gegen die Osteuropäer weiter eskaliert, müssen die Europäer eine Niederlage der Ukraine verhindern. Bereits auf dem EU-Gipfel ab Donnerstag wird sich zeigen, was die Berliner Gipfel-Show wert war oder ob die Europäer nur „viel reden“, wie Trump ebenso boshaft wie zutreffend festgestellt hat. Ob der Kanzler sich durchsetzt mit seiner Forderung, die eingefrorenen russischen Vermögenswerte für die Verteidigung der Ukraine zu mobilisieren, ist offen. Dasselbe gilt für die Frage, ob es gelingt, die wankenden Verteidiger mit genügend Waffen zu versorgen und gleichzeitig den EU-Beitritt voranzutreiben. Manche Länder sind desinteressiert oder innenpolitisch abgelenkt. Und andere tanzen bereits nach der Pfeife von Trump und/oder Putin.GEORG.ANASTASIADIS@OVB.NET