Rivalen: Steve Witkoff (l.) und Marco Rubio. © afp
München – Bei den Ukraine-Gesprächen am Sonntag in Miami saßen sie noch zusammen, der US-Außenminister und der Sondergesandte, Seite an Seite. Doch die Nähe täuscht. Berichten zufolge verschlechtert sich das Verhältnis zwischen Marco Rubio und Steve Witkoff zusehends. Der Sender NBC News spricht gar von einem dauerhaften Zerwürfnis.
Dabei geht es nicht nur um Kompetenzgerangel, sondern auch um die langfristige Ausrichtung der US-Außenpolitik. Witkoff, wie sein Freund Donald Trump Immobilieninvestor und kein Politiker, steht in dem Ruf, anfällig für Kreml-Erzählungen und ein Putin-Bewunderer zu sein. Der russische Präsident selbst soll sich den New Yorker wegen dessen Manipulierbarkeit als „Vermittler“ gewünscht haben, wie das „Wall Street Journal“ jüngst enthüllte. Rubio dagegen vertritt eher klassisch-republikanische Positionen. Er will starke Sicherheitsgarantien für die Ukraine, Putin traut er nicht über den Weg.
Konflikte müssen also nicht wundern. Den Tiefpunkt erreichte das Verhältnis zwischen beiden rund um die Veröffentlichung des Kreml-freundlichen 28-Punkte-Plans für die Ukraine. Witkoff hatte ihn zusammen mit Trumps Schwiegersohn Jared Kushner verfasst, in Genf sollte er mit Europäern und Ukrainern besprochen werden. Doch Witkoff reiste früher in die Schweiz, ohne Rubio zu informieren. In dessen Außenministerium hielt man das für den Versuch Witkoffs, Rubio bei den Friedensgesprächen auszustechen. Aber der Außenminister reiste eiligst nach und schaffte es, den 28-Punkte-Plan zu entschärfen. Es war nicht er einzige Alleingang Witkoffs.
Rubio dementierte zuletzt jede Entfremdung zwischen beiden. Doch die Rivalität ist schon in den Rollen angelegt, die die zwei Männer einnehmen. Beide sollen auf Geheiß von US-Präsident Donald Trump auf einen Frieden in der Ukraine hinarbeiten, wer wann zum Zuge kommt, ist aber einigermaßen undurchsichtig. Witkoff, der eigentlich als Nahost-Sondergesandter startete, sammelte so viele Zuständigkeiten ein, dass das Magazin „The Atlantic“ ihn einmal den „eigentlichen Außenminister“ nannte.
Seine Unerfahrenheit und Unprofessionalität bereiten den Profis in Washington aber regelmäßig Kopfschmerzen. Witkoff soll unter anderem dazu neigen, unsichere Kommunikationskanäle zu nutzen, auch mit den Russen. So wundert es nur noch halb, dass vor einigen Wochen das Protokoll eines Gesprächs mit dem Putin-Berater Juri Uschakow an die Öffentlichkeit gelangte. Witkoff gab Uschakow darin mitunter Tipps, wie man Trump einen Kreml-genehmen Friedensplan schmackhaft machen könnte. Das Ergebnis war der oben genannte 28-Punkte-Plan.
Der Richtungsstreit in der US-Außenpolitik dürfte sich nicht so schnell beilegen lassen. Witkoff macht seinerseits kein Geheimnis aus seiner Neigung. „Russland bleibt dem Ziel, einen Frieden in der Ukraine zu erreichen, weiter vollends verpflichtet“, erklärte er zwei Tage vor Heiligabend. Dass die Russen eine Waffenruhe zu Weihnachten ablehnten, scheint ihm entgangen zu sein. MMÄ/AFP