Wir dürfen nicht verliebt ins Scheitern sein

von Redaktion

Zu viel Häme gegen Merz

Weihnachten. Zeit, zur Besinnung zu kommen. Mal wieder durchzuatmen. Auch für den Kanzler. Friedrich Merz (70) musste zuletzt ein Programm absolvieren, das auch Jüngere wohl als mörderisch bezeichnen würden. Mit 18-Stunden-Arbeitstagen, zwischen Krieg und Frieden, Brüssel und Berlin, Trump und Putin.

Nicht alles ist rund gelaufen in der EU, und dann hat zu allem Überfluss auch noch Merz‘ Ex-Rivalin Annegret Kramp-Karrenbauer den Vorsitz der CDU-Parteistiftung erobert, und nicht der Kandidat des Kanzlers. Das ist ärgerlich für Merz, dem inmitten der geschichtlichen Umwälzungen die Zeit fehlte, die Wahlleute zu bearbeiten. Aber die Katastrophe, die manche Medien begierig daraus machten und gleich von „Kanzlerdämmerung“ schrieben, war es nun auch wieder nicht.

Das ist ein Problem in Deutschland: Zu viele sind regelrecht verliebt ins Scheitern. Dabei sollten wir uns alle wünschen, dass der Kanzler Erfolg hat bei den Aufgaben, die geradezu herkulische Kräfte erfordern: Frieden und Freiheit wahren, den Wohlstand verteidigen, einen über Jahrzehnte entstandenen Reformstau auflösen mit Koalitionspartnern, die darauf wenig Lust haben. Merz sollte aus Fehlern lernen, manches etwas weniger vollmundig ankündigen. Und alle anderen sollten sich bewusst machen: Wir sitzen alle im selben Boot. Geht Merz unter, erleidet auch das Land Schiffbruch. Statt die Arme zu verschränken und zu lamentieren wäre es besser, wenn alle zu den Rudern greifen, jeder an seinem Platz. GEORG.ANASTASIADIS@OVB.NET

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