Höslwang – Ein bisschen Schläger schwingen, ein wenig laufen, einlochen und fertig. Wer Golf so schnell abstempelt, der macht es sich zu leicht. Denn es ist mehr als das. Wege von bis zu zehn Kilometern, 1500 verbrannte Kalorien pro Spiel, hohe Konzentration, die Sportart, die nach Stabhochsprung die meisten Muskeln – bis zu 134 – beansprucht. Eben ein Hobby für Jung und Alt. 20 Kinder und ihr engagierter Trainer Frank Schefer beweisen mir bei ihrem Training, dass diese aufgezählten Attribute in Höslwang nicht nur leere Worthülsen sind.
Es ist 17 Uhr, und es gibt noch ein paar wärmende Sonnenstrahlen, die den idyllisch gelegenen Platz in eine herbstliche Abendstimmung tauchen. Ich fühle mich wohl und bin gespannt, was mich nun erwartet. „So, aufwärmen“, heißt das Kommando von Schefer. Er ist ausgebildeter Golflehrer mit jahrelanger Erfahrung.
Dass nicht nur Golfen seine Berufung ist, sondern auch der Umgang mit Kindern, das spüre ich sofort. Lustig verpackt gibt er sein Wissen an die Sportler weiter: Die Jugendlichen haben jede Menge Spaß dabei. Das mag zum einen an Schefers Humor liegen, zum anderen daran, dass Golf für sie ein abwechslungsreiches Hobby ist. „Ich mag an dem Sport, dass es keine Einzelsportart im klassischen Sinne ist, sondern wir immer gemeinsam auf dem Platz unterwegs sind“, verrät mir zum Beispiel die 13-jährige Kaja.
Hüpfen und mit
den Armen kreisen
Wir hüpfen, wir kreisen mit den Armen. Wir dehnen das linke, dann das rechte Bein. Es sind ganz klassische Aufwärmübungen, die beim Golf nicht anders als beim Volleyball auch sind. „So nun machen wir ein kleines Putt-Turnier“, gibt Schefer als Anweisung. Putten? Kurz runzel ich die Stirn, sehe dann aber, dass auf dem Grün bereits etwas dafür vorbereitet ist. Wie beim Minigolfen gibt es einzelne Stationen, bei denen der Ball eingelocht werden muss. Mal direkt in einen „Vulkan“, dann über eine „Brücke“ hinweg ins Golfloch. Die Plastikhindernisse erschweren uns einen schnellen Erfolg. Unsere Schläge schreiben wir wie beim Minigolf auf – der mit den wenigsten Versuchen gewinnt.
Ich bin mit Kaja, Teresa und Sebastian im Team. Die 13-Jährigen sind zwar halb so alt wie ich, ihr Können übertrifft das meinige aber bei Weitem. „Die Beine stellst du parallel zueinander, außerdem gehst du ein bisschen ins Knie“, erklärt mir Sebastian die richtige Beinstellung, während er meine Hände am sogenannten Putter korrekt positioniert. „Der Schlag kommt nicht aus dem Handgelenk heraus, sondern ist eine Pendelbewegung aus den Armen“, ergänzt Teresa.
Ich versuche, die Ratschläge umzusetzen, und wir wagen uns an die erste Station. Während die drei ihren Ball in Windeseile eingelocht haben, will meiner noch nicht so recht. Der erste Versuch geht viel zu weit, der zweite ist viel zu kurz. Nach vier Schlägen gelange ich endlich zum Ziel.
Die Dreizehnjährigen sind geduldig mit mir: Immer wieder geben sie mir Tipps, was ich noch verbessern könnte. Und tatsächlich – in der zweiten Spielhälfte erhöhe auch ich meine Trefferquote. „Das machst du richtig gut“, motiviert mich Teresa. Am Ende gewinnt unsere Gruppe zwar nicht, Süßigkeiten zur Belohnung gibt es von Frank Schefer dennoch.
Abschlag mit dem Pitching Wedge
Wir verlassen das Grün und begeben uns zur Driving Range. Hier werden lange Bälle geschlagen. Ich merke, dass die Gruppe ein wenig unruhiger wird: Die Jugendlichen sind voller Vorfreude auf das, was jetzt kommt. Aneinandergereiht mit genügend Abstand zum Nachbarn holen sie aus, treffen den Ball und ziehen weiter durch. Ich habe Respekt vor der Kraft, die hinter jedem Schlag steckt. Meine Augen versuchen, den Bällen zu folgen – mit Schwierigkeiten, so weit fliegen sie teilweise. Gespannt schaue ich den Talenten erst einmal zu. „Jetzt überprüfen wir einmal, wer von euch heute am weitesten kommt“, meint Schefer. Nacheinander schlagen erst die Jungs, dann die Mädels.
Während sich der Trainer als unterhaltsamer Sportkommentator beweist, haben die Jugendlichen jede Menge Freude am Kräftemessen. Auch ich darf einmal schlagen. Schefer gibt mir das richtige Werkzeug – einen Pitching Wedge. Ich versuche nach einer kurzen Einweisung mein Glück. Nachdem ich dreimal daneben geschlagen habe, treffe ich dann schließlich doch noch. Und nach ein paar weiteren Versuchen sogar richtig weit. Das motiviert mich und irgendwie will ich vor lauter Eifer gar nicht so recht aufhören. Doch irgendwann ist jede Übungsstunde vorbei. Das wird aber nicht mein letzter Golfversuch gewesen sein, da bin ich mir sicher.