Vogtareuth – Fast nur grüne Punkte wurden am Ausgang des Feuerwehrsaales von den Besuchern vergeben – ein Zeichen für eine riesengroße Zustimmung. Dieses Signal sei Voraussetzung, damit der Startschuss für Vogtareuth überhaupt fallen könnte, erklärte Georg Liedl, Sachgebietsleiter Dorf- und Landentwicklung im Amt für Ländliche Entwicklung. „Ohne die Zustimmung der Bevölkerung zu diesem Projekt geht gar nichts“, machte er unmissverständlich klar.
Denn auch seine Behörde wolle kein Geld zum Fenster hinauswerfen, sondern zusammen mit den Bürgern Ideen entwickeln und umsetzen. „Es soll etwas Nachhaltiges entstehen. Etwas, das für die nächsten 100 Jahre Bestand hat.“ Gleichzeitig machte Liedl, der auch maßgebend die Dorfentwicklung Söchtenaus begleitet hatte, klar, dass der Weg zur Entwicklung Vogtareuths weit, manchmal steinig und holprig sei und sicher zehn bis 15 Jahre beanspruchen werde.
Formal muss eine Teilnehmergesellschaft (TG) gegründet werden, eine „Behörde auf Zeit“, die alles abwickeln wird. In dieser Gesellschaft sind Betroffene vertreten, also etwa die Eigentümer oder Erbbauberechtigten des Verfahrensgebietes. Der Vorstand – hier ist meist der Bürgermeister dabei – legt die Reihenfolge der Aktivitäten fest. Die Projekte könnten bis zu 50 Prozent staatliche Förderung durch das Amt für Ländliche Entwicklung erhalten, die Gemeinde müsse für die andere Hälfte aufkommen.
Freude kam auf, als klar wurde, dass unter bestimmten Voraussetzungen auch Privatleute in den Genuss staatlicher Gelder kommen können.
Deutlich wurde Liedl beim Zeitplan für die verschiedenen Baumaßnahmen. „Wir werden nichts übers Knie brechen. Der Planungsprozess für eine Straße dauert über den Daumen gepeilt rund ein Jahr. Schneller geht’s nicht.“
Um was es konkret bei der Gemeindeentwicklung in Vogtareuth geht, das verdeutlichte Gerhard Rinser, Sprecher der Arbeitskreise. „Unser Leitbild heißt Heimat – lebenswert gestalten.“ Vogtareuth soll weit stärker als bisher ein Ort werden, an dem sich Bürger wohlfühlen und wo Jung und Alt gerne leben. Vogtareuth soll kein Schlafdorf vor den Toren von Rosenheim sein, sondern soll seine Pluspunkte herausarbeiten.
Und dann legte Architekt Georg Oswald mit seinen Vorschlägen dazu los. Zustimmung pur machte sich schnell unter den über 120 Besuchern breit. Beeindruckend waren die Vorher-Nachher-Fotos, meist Beispiele von Gemeinden aus Niederbayern oder Schwaben. Vorher das hässliche Entlein mit schaurigen Holperwegen und Flickenteppich-Straßen, gefährlichen Verkehrssituationen und kaum Gehsteigen, nachher der schöne Schwan mit Entschärfung der Gefahren auf zurückgebauten Straßen und Wegen, mit verkehrsberuhigten Zonen samt Bäumen, Blumen, Bänken und unterschiedlicher Pflasterung.
Einmalige Ortsmitte
erhalten
Doch bevor es soweit ist, werden die Stärken und Schwächen im Vogtareuther Ortskern geprüft und ausgelotet. Denn der Startschuss soll mit der Entwicklung rund um den Pfarrstadl fallen. „Die Ortsmitte ist sehr einmalig. Retten sie das in die neue Zeit“, beschwor Oswald geradezu die Vogtareuther. So könnte die einstige Staatsstraße, die mitten durch den Ort führte, zurückgebaut und in attraktive, begrünte Aufenthaltszonen umgestaltet werden.
Dringenden Handlungsbedarf sehe der Architekt grundsätzlich an der Moos-, Vogtei- und Krankenhausstraße sowie Am Kirchsteig. Aber auch über die Leerstände im Ortskern und neue Baugebiete müsse man sich Gedanken machen.