Blick über die Grenze

Wörgl will Strache, alle anderen wollen Kurz

von Redaktion

Österreich hat gewählt. Der neue Bundeskanzler heißt aller Voraussicht nach Sebastian Kurz von der konservativen Volkspartei (ÖVP). Er holte nach dem vorläufigen Endergebnis ohne Wahlkarten der Briefwähler 31,4 Prozent der Stimmen. Aber wem gaben die Wähler in den Grenzgemeinden im Inntal ihr Votum? Die OVB-Heimatzeitungen haben die Ergebnisse analysiert.

Kufstein/Tirol – Da in Österreich die Briefwahlkarten erst am Tag nach dem Wahlsonntag geöffnet werden dürfen, dauert die Auszählung der Stimmzettel in der Alpenrepublik aktuell noch an. Experten rechnen mit dem endgültigen Ergebnis am morgigen Mittwoch, spätestens am Donnerstag. Klare Tendenzen gibt es aber bereits. Die OVB-Heimatzeitungen haben deshalb die Ergebnisse von Montag, 16. Oktober, 15.19 Uhr, genauer unter die Lupe genommen.

Demnach hat sich in fast allen Kommunen im grenznahen Gebiet die Volkspartei (ÖVP) mit ihrer „Liste Sebastian Kurz – die neue Volkspartei“ durchgesetzt. Eine Ausnahme hiervon bildet das Wirtschafts- und Dienstleistungszentrum Wörgl. In der zweitgrößten Stadt des Bezirks Kufstein ist der Abstand zwischen den drei großen Parteien nur minimal. Vorne liegt die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ). Die Rechtspopulisten mit Spitzenkandidat Heinz-Christian Strache holten 30,2 Prozent. Dahinter folgen die sozialdemokratische SPÖ mit Amtsinhaber Christian Kern (28,9 Prozent) und die ÖVP (27,7 Prozent).

Nach aktuellem Stand haben die Grünen in Wörgl im Vergleich zur letzten Nationalratswahl im Jahr 2013 zweistellig an Stimmen verloren, und zwar um 11,2 Prozentpunkte. Es ging damit runter auf 4,2 Prozent. Die Partei mit der Doppelspitze aus Ulrike Lunacek und Ingrid Felipe, der Landeshauptmann-Stellvertreterin von Tirol, kommt damit in der rund 14000 Einwohner zählenden Kommune nur noch knapp über die Vier-Prozent-Hürde. 3,6 Prozent gab es für die neu gegründete Liste Pilz und 3,5 Prozent für die liberalen „Neos“.

In der größten Stadt im Bezirk, in Kufstein, ging dagegen der 31-jährige Kurz als Sieger hervor: 31,9 Prozent für die ÖVP, ein dickes Plus um 9,4 Prozentpunkte. Es folgen die FPÖ (26 Prozent) und die SPÖ (25,7 Prozent). Auf Platz vier konnten sich in der Innstadt die „Neos“ mit Chef Matthias Strolz durchsetzen (5,1 Prozent). Knapp dahinter liegen die Grünen mit fünf Prozent, die Liste Pilz bekam vier Prozent.

Nur knapp ist der Vorsprung von Kurz in der Industrie-Gemeinde und traditionellen SPÖ-Hochburg Kirchbichl: 32,8 Prozent für die ÖVP, 29 Prozent für die FPÖ und 26,9 Prozent für die Sozialdemokraten. Auch in der rund 5700 Menschen zählenden Inntal-Kommune sind deutliche Verluste von 8,7 Prozentpunkten für die Grünen zu verzeichnen (Ergebnis: nur noch drei Prozent).

Klarer ging die ÖVP dagegen in den eher ländlich geprägten Gemeinden als Gewinner hervor. In Erl holten die Konservativen 55,5 Prozent, die Freiheitlichen 23,7 Prozent und die SPÖ 12,4 Prozent. In der Gemeinde Niederndorferberg entfielen 54,3 Prozent auf die ÖVP, in Thiersee 52,4 Prozent, in Walchsee 46,8 Prozent, in Niederndorf 44,6 Prozent, in Ebbs 43,5 Prozent und in Langkampfen 35,7 Prozent.

Als Hochburg von Sebastian Kurz entwickelte sich die kleine Gemeinde Rettenschöss, die ein paar Kilometer südlich von Sachrang (Gemeinde Aschau) liegt. Fast zwei Drittel der rund 500 Einwohner (63,7 Prozent) wollen den relativ jungen Politiker als Bundeskanzler. Erst mit großem Abstand folgt die FPÖ (20,3 Prozent). Danach kommt Amtsinhaber Kern mit nur 4,8 Prozent.

So wählte der Bezirk Kufstein

ÖVP: 39,9 Prozent (+8,4)

FPÖ: 28,0 Prozent (+5,8)

SPÖ: 19,5 Prozent (+1,3)

Neos: 4,2 Prozent (unverändert)

Grüne: 3,3 Prozent (-9,8)

Liste Pilz: 3,2 Prozent (+3,2)

KPÖ: 0,5 Prozent (unverändert)

Stand: 16.10.2017, 15.19 Uhr

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