Bürgermeister von Kufstein und Kiefersfelden zur Lkw-blockabfertigung

„Im Inntal muss endlich was passieren“

von Redaktion

Nichts ging gestern mehr auf der Inntal-Autobahn A93. Der befürchtete Megastau war eingetroffen. Grund: Die Lkw-Blockabfertigung auf österreichischer Seite. Aufgeatmet wurde dagegen an den Ortsdurchfahrten von Kiefersfelden bis Kufstein. „Es gab schon schlimmere Tage“, so Kufsteins Bürgermeister Martin Krumschnabel.

Kiefersfelden/Kufstein – Wie mehrfach berichtet, will das Land Tirol durch diese Maßnahme erreichen, dass weniger Verkehr über ihre Autobahn braust. Die Situation sei nicht mehr tragbar, hieß es mehrfach von österreichischer Seite.

Kufsteins Bürgermeister Martin Krumschnabel reagiert gegenüber der OVB-Heimatzeitung sichtlich erleichtert, „dass es auf den Ortsdurchfahrten, den berühmten Schleichwegen, nicht so schlimm geworden ist wie befürchtet. Da gab es schon schlimmere Tage“, meint er. Allerdings versteht er keineswegs „die nicht gerade freundlichen Reaktionen aus Deutschland zu unserer Maßnahme. Wir stöhnen alle über den gleichen Verkehr, der durch das Inntal zu uns und wieder zurück nach Deutschland fließt, machen uns das Leben aber gegenseitig schwer.“ Es habe viele Irritationen in den letzten beiden Jahren dazu gegeben, sagt er. Seine Sorge geht dahin, dass der seit Jahrzehnten reibungslos verlaufende „kleine Grenzverkehr“ Schaden nehmen könnte. Viele grenznah wohnende Menschen hätten bisher davon profitiert, „aber das scheint sich jetzt zu ändern“.

Hajo Gruber, Bürgermeister der von der österreichischen Lkw-Blockabfertigung am deutlichsten betroffenen Gemeinde Kiefersfelden, äußert sein „grundsätzliches Verständnis für die Maßnahme durch das Land Tirol, damit das Inntal weiter für die Menschen lebenswert bleibt“.

„Erleichtert“ zeigt er sich, „dass die ganz große Kata-strophe heute ausgeblieben ist“, was er auf das gute Handling der deutschen Polizei auf der Inntal-Autobahn zurückführt. Dadurch sei Kiefersfelden von dem prognostizierten Megastau verschont geblieben. Sein Dank gilt hier vor allem den Einsatzbeamten, „die bereits morgens noch bei Dunkelheit, Wind und Regen für einen einigermaßen reibungslosen Verkehrsfluss gesorgt haben“. Auf jeden Fall hätten alle Kieferer Bürger von diesem Einsatz der Polizei profitiert. „Der Verkehr im Ort lief zu unserer großen Überraschung normal“, so Gruber. Für die Zukunft rechnet der Bürgermeister aber durchaus mit weiteren gezielten Aktionen der österreichischen Politik: „Das war sicher nicht das letzte Mal.“ Hajo Gruber ist letztlich aber der Tiroler Regierung verbunden, „die uns alle im Inntal vor dem überregionalen Verkehr auf der Autobahn schützen möchte, das liegt auch im Interesse unserer Gemeinde“.

Riesige Auswirkungen hatte die Lkw-Blockabfertigung am gestrigen Freitag auf die Inntal-Autobahn A93. Seit Donnerstagnachmittag waren alle Parkplätze diesseits und jenseits der Autobahn vom Rosenheimer Inntal-Dreieck bis zur österreichischen Landesgrenze wegen Überfüllung gesperrt. Die große Inntal-Autobahnraststätte direkt am Grenzübergang wurde sogar von der Polizei für die Brummis komplett abgesperrt. Auch auf den Seitenstreifen entlang der Autobahn wurde gnadenlos geparkt, sodass aus Sicherheitsgründen die Geschwindigkeit auf der gesamten Strecke bis hin zur Staatsgrenze auf 80 km/h abgesenkt wurde.

Zu befürchten ist, dass die Lkw-Blockabfertigung durch die Tiroler Landesregierung nicht die letzte ihrer Art war und vielleicht sogar auf den Autoverkehr ausgeweitet wird. Das argwöhnt zumindest Hajo Gruber. Denn der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter verweist darauf, dass die „Belastbarkeit für Mensch, Natur und Infrastruktur endgültig erreicht ist. Unsere Maßnahme soll verhindern, dass in Tirol der Verkehr kollabiert.“ Auch Gruber sieht das „Inntal bis auf die Grenze belastet“ und fordert auf, endlich zu handeln, „um den Straßenverkehr auf die Schiene zu bringen“. Er erhofft sich von der hohen Politik, „dass Deutschland und Österreich sich endlich abstimmen und eine Lösung finden, um das Inntal zu retten“.

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