Ökumenischer Gottesdienst

„Wir sind die Zukunft der Kirche“

von Redaktion

Reformationstag in Großkarolinenfeld mit Festprediger Alexander Nawar

Großkarolinenfeld/Ostermünchen – Einen bemerkenswerten Gottesdienst, der reichlich Applaus fand, feierten die Christen beider Konfessionen in Großkarolinenfeld anlässlich des 500. Jahrestages der Reformation. Festprediger Alexander Nawar stellte Luthers Drang nach Gott in den Mittelpunkt seiner Predigt.

Unter den lange läutenden Glocken der Ökumene zogen die Geistlichen in die übervolle Karolinenkirche von Großkarolinenfeld ein. Stimmungsvoll präsentierte der ökumenische Chor, bestehend aus Sängern der evangelischen und katholischen Kirchenchöre von Großkarolinenfeld sowie „Anima“, dem Pfarrverbandschor von Tuntenhausen, mit der Reformationskantate von Bach ein Glaubenszeugnis in Text und Musik.

Als Christen zusammenwachsen

„Ein feste Burg ist unser Gott“ – dieses Lied gilt als das Reformationslied schlechthin. Martin Luther hat es um 1529 in Anlehnung an Psalm 46 gedichtet und auch die Melodie komponiert. „Vor einem Jahr haben wir uns auf den Weg gemacht“, meinte Pfarrer Drago Curic, „um hier gemeinsam zu feiern und als Christen zusammenzuwachsen.“ Jesus Christus sollte die Richtschnur werden“, meinte anschließend Pfarrer Richard Graupner mit Blick auf Luthers Lehre bei der Begrüßung. Im Bußgebet erinnerte Graupner daran, dass die Geschichte beider Kirchen auch eine Geschichte der Missverständnisse sei.

Nach einer einzigartigen Arie, die Sonja Bühling auf der Kanzel sang, folgte eine ergreifende Szene der beiden Konfessionen: die Bibelübergabe. Die evangelische Kirche übergab die von Luther ins Deutsche übersetzte Bibel als Geschenk an die Katholiken, sprich Pfarrer Curic, während die Einheitsübersetzung der Bibel an Richard Graupner überreicht wurde. Nach Lesung und Evangelium sang und betete man gemeinsam das Glaubensbekenntnis, bevor ein Konzert für Oboe, Violine und Orchester den erster Satz Allegro aus Bachs Werkeverzeichnis 1060 Nachdenklichkeit in die Gesichter der Gläubigen zauberte.

Festprediger Dr. Alexander Nawar, Mitglied des Mainzer Domkapitels und Ökumene-Referent im Bistum Mainz, verwies darauf, dass es nicht der Ablass war, der Luther beschäftigte, sondern die Frage nach Gott. „Geradezu mit innerer Leidenschaft rang Luther nach Gott“, meinte Nawar. Die Suche nach Gott verbindet ihm zufolge die evangelische und die katholische Kirche der heutigen Zeit. „Der Weg zur Einheit begann mit der ökumenischen Bewegung im 19. Jahrhundert“, so der Geistliche und verglich sie mit einem in sich stimmenden Symphonieorchester.

Immer wieder

neu reformieren

Ein weiterer Höhepunkt: das Rezitativ. Daniel Hinterberger sang kraftvoll den Bass und das Duett zusammen mit der Sopranistin Katharina Wittmann. Nach dem gemeinsamen „Vater Unser“ wagte Graupner einen Blick in die Zukunft der Kirche: „Die Kirche muss sich immer wieder reformieren, meinte er, „Luthers Reformation reicht hierfür nicht aus“. Fairer Handel, Teilen der Ressourcen, Schutz der Erde und der Schöpfung und akzeptieren neuer Lebensformen sind dabei vonnöten.“

Mit dem dritten Satz Allegro aus dem Konzert für Oboe, Violine und Orchester endete die Reformationsfeier. Anschließend fand im Pfarrsaal ein Empfang statt. ws

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