Pittenhart – Ein volksmusikalischer Hoagart im Hilgerhof in Niederbrunn bei Pittenhart hat immer noch einen weiteren Mitspieler: Den Hilgerhof selbst mit seinem unverwechselbaren Ambiente einer bäuerlichen Stube, in der die Menschen zusammenkommen, wenn die kalte Jahreszeit im Anmarsch ist.
Weil das so gut passt, bereichert seit einigen Jahren der Kulturverein das Jahresprogramm mit seinem traditionellen herbstlichen Hoagart. Die Absprache mit den Gesangs- und Musik-Gruppen hatte auch in diesem Jahr Pittenharts Altbürgermeister Hans Spiel übernommen und bei der Begrüßung plauderte er aus dem Nähkästchen. Gleich zwei Gruppen hatte er nämlich auf der Alm kennengelernt: den Afelder Dreigesang aus der Wildschönau in Tirol und die Goldtropf Musi aus Bad Reichenhall. Und so wurde der Bereich, aus dem Liedgut und Musikstücke kamen, auch etwas weiter ins Österreichische gespannt. Dazu hatte Spiel mit den Rettenbacher Sängerinnen und den Lindl-Preisträgern vom Laurenzi-Dreigsang bekannte Vertreter der Volksmusik aus der näheren Region geholt.
Auch inhaltlich war die Bandbreite groß. So ging es an diesem Abend über das traditionell Herbstliche weit hinaus. Nicht dass die Lieder ausgespart waren, die Dunkelheit und die bald mit Schnee zugedeckte Natur besingen und sie als Zeichen der Vergänglichkeit alles Irdischen deuten – doch überwogen Lebensfreude und Themen wie die Liebe und die richtige Auswahl des Mannes – oder der Frau – fürs Leben.
Besonders die Rettenbacher Sängerinnen Gabi Zimmerer, Rosina Rumberger und Monika Reininger ließen keinen Zweifel aufkommen, dass Musik was für die lustigen Leut‘ ist. Schon in ihrem Einstieg mit der Aufforderung „Spielleut, geh, rührts enk do“ aus dem Röpfl-Liederbüchl legten sie ihre Linie fest.
Neben der Liebe als wichtigem Thema ging es auch recht oft ums Tanzen: „A Tanzei drahn und no oans drauf, da kriagn ma garnit gnua“. Und das Singen in schöner Mehrstimmigkeit hatten die Rettenbacherinnen ebenfalls so schnell nicht satt. Nach dem eigentlichen Hoagart und der obligatorischen Brotzeit ging es munter weiter, oft mit instrumentaler Begleitung von den Afeldern.
Der Afelder Dreigesang mit Franziska Eberl, Sabrina Haas und Mathias Steiner hatte einen großen Schwerpunkt auf Liedern, die verschiedenen Stufen von Liebesbeziehungen wohlklingenden Ausdruck gaben und auch der Laurenzi-Dreigsang beschäftigte sich gern mit der Liebe in allen Facetten, unter anderem mit dem bekannten Lied von den zwölf Jagern.
Eigentlich benachteiligt, weil der „Quotenmann“ aus Krankheitsgründen fehlte, gelang es den Geschwistern Regina und Franziska Kolb aus Bad Feilnbach dennoch, mit ihren klangvollen und ausdrucksstarken Stimmen die andächtige Aufmerksamkeit der Zuhörerschaft auf sich zu ziehen, kongenial begleitet von Seppi Pfliegl aus Bernau an der Harfe. Der bereicherte den Abend außerdem mit zwei Soli, in denen der Klangreichtum dieses Instruments hervorragend wirksam wurde.
Ansonsten war für den instrumentalen Teil des Hoagarts in erster Linie die Goldtropf Musi zuständig. Mit Diatonischer Ziach, Hackbrett, Gitarre und Bassgeige entledigten sich die Vollblutmusikanten äußerst schwungvoll dieser Aufgabe und brachten mit Polkas, Walzern und Boarischen das tänzerische Element unmittelbar ein.
Einen großen Beitrag dazu, dass die Stimmung nicht allzu getragen wurde, leistete Sprecher Bert Lindauer. Er führte in bewährter Weise durchs Programm, erläuterte die Stücke und Lieder und streute zwar einiges Besinnliche, aber noch mehr Heiteres zwischen die musikalischen Darbietungen, anknüpfend vor allem an das allseits bekannte spannungsreiche Verhältnis von Mann und Frau. igr