Hochzeitsladertreffen in Kiefersfelden

„Unser Brauchtum hochhalten“

von Redaktion

Einem alten Brauch gehen die bayerischen Hochzeitslader nach, die sich dieser Tage in Kiefersfelden getroffen haben. Trotz eisiger Temperaturen hatten sich 75 Hochzeitslader aus Altbayern, Nordsalzburg und Nordtirol auf den weiten Weg in den Kieferer Gruberhofstadl gemacht. Dort wurden sie von den örtlichen Organisatoren Hans Hollerieth und Sepp Goldmann empfangen.

Kiefersfelden – Nach einem stärkenden Weißwurstessen, musikalisch gewürzt von der Kapelle „Gießenbachklang“ und ersten Begrüßungen und Wiedersehensfreude ging es im Konvoi, angeführt vom „Gießenbachklang“, bei strahlendem Sonnenschein zum Gottesdienst in die Pfarrkirche Heilig Kreuz, wo bereits Pater Matthäus die eigens mitgebrachte Heiligenfigur „Johannes der Täufer“, der Schutzpatron der Hochzeitslader, und die große Kieferer Glaubensgemeinschaft warteten. Nach der von den Hochzeitsladern mitgestalteten heiligen Messe zurück im Gruberhofstadl, wurden die Gäste auch von Bürgermeister Hajo Gruber und Landrat Wolfgang Berthaler begrüßt, deren Grußworte sich auch die CSU-Mitglieder des Landtags, Otto Lederer und Klaus Stöttner anschlossen.

Der Sprecher und Chronist der Versammelten, Christian Glas, übergab Sepp Hollerieth symbolisch die Tischglocke der Hochzeitslader, die nun für ein Jahr, bis zum nächsten Treffen in der Oberpfalz, in der Kiefer verbleibt.

Der Auftritt der Nachwuchstänzer des örtlichen Trachtenvereins „Grenzlandler“ sorgte für begeisterten Applaus und nach der Vorstellung der neuen Hochzeitslader, darunter auch eine junge Frau, gab es viel Gelächter und Beifall beim „Gstanzl singen“ und „Vers vortragen“. Mit einem lustigen und treffenden Gedicht vom Hochzeitslader-Senior Bert Heigl über die beiden Organisatoren Hans Hollerieth und Sepp Goldmann endete der lange Tag der Brauchtumsschützer, die sich nun erst wieder in einem Jahr wiedersehen werden.

Unisono freuten sich die beiden Ausrichter über den „vollen Erfolg“ der Veranstaltung, die „allen sehr gut gefallen“ hat.

Auch Bezirksrat Sebastian Friesinger war unter den Hochzeitsladern. Seit dem 18. Lebensjahr geht er diesem Brauch nach und dies war bereits das 36. Treffen, an dem er in ununterbrochener Reihenfolge teilgenommen hat. Für ihn war diese Zusammenkunft ein Beweis, dass „in Bayern Kultur und Brauchtum einen hohen Stellenwert haben“.

Hochzeitslader

kein Verein

Die Hochzeitslader sind kein eingetragener Verein und haben somit auch keinen Vorstand. Sie sehen sich eher als eine Interessengemeinschaft, die sich auf die Fahne geschrieben hat, die bayerische Hochzeitstradition zu erhalten, so ihr Chronist und Sprecher Christian Glas, zugleich auch Vorsitzender des Bayernbunds, Kreisverband Rosenheim.

Rund 130 aktive Hochzeitslader umfasst der Zusammenschluss, der sich regelmäßig und ununterbrochen seit 1960 einmal im Jahr trifft. In der Regel ein Jahr vor der Trauung verpflichtet das Brautpaar den Hochzeitslader, der dann in ihrem Namen und nach Absprache, „was muss oder soll sein“, die gesamte Organisation der Hochzeit übernimmt.

Angefangen von den persönlichen Einladungen über Standesamt, Kirche und Gottesdienst bis hin zu Feier und Speisenauswahl reicht sein Verantwortungsspektrum.

In Vers- oder Gstanzlform dankt er bei der Hochzeitsfeier Gott, den Eltern des Brautpaares, der Verwandtschaft und den Freunden, und sorgt auch für den einen oder anderen Lacher. Quasi als „Statthalter des Brautpaares fungiert der Hochzeitslader und ist zuständig für einen ordnungsgemäßen Ablauf der Hochzeit“, sagt Christian Glas. Seine Verantwortung reicht bis zum Ablauf des Hochzeitstages um 24 Uhr.

Dann beginnt er mit dem Schlusstanz, das Brautpaar wird aus dem Saal gespielt und in die Flitterwochen verabschiedet.

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