Fulminanter Krönungsball in neubeuern

Ein orientalisches Faschingsmärchen

von Redaktion

Der Fasching in Neubeuern wird eine tolle Sache, wenn man den Krönungsball unter dem Motto „Orient – 1001 Nacht“ als Maßstab nimmt: Eine ins Märchen-Morgenland verwandelte ausverkaufte Neubeurer Halle und Ballbesucher, die bis in die frühen Morgenstunden tanzten, wie der sprichwörtliche Lump am Stecken – Was soll da noch schief gehen?

Neubeuern – Zunächst jedoch musste das Prinzenpaar zueinanderfinden und das war nicht ganz einfach. Getreu dem diesjährigen Faschingsmotto ist Prinz Johannes I. natürlich Orientale, genauer gesagt der „Sultan vom Neuwöhrer Morgenland“. Er macht sich von Neupersien aus auf den Weg, um die wahre Prinzessin zu finden, und hat dabei jede Menge Abenteuer zu bestehen. Da war zunächst einmal die Begegnung mit einer verführerischen Schlange (Ramona Niederecker), die ihn vom rechten Weg abbringen soll. Glücklicherweise hat der Schlangenbeschwörer (Florian Paul) keinen Erfolg mit seinem finsteren Plan; vielmehr erhält der Prinz von der Schlange eine Rose zugesteckt, die er mit Recht als Tipp versteht und sich folgerichtig auf den Weg nach „Rosenarabien“ macht.

Gewonnen ist damit aber noch nichts, denn auf dem Weg dorthin entkommt er nur knapp dem Überfall durch die furchterregende Räuberhorde von Ali Mascha (Martin „Mascha“ Schmid) aus Langweidistan.

Auch die moralischen Anfechtungen durch eine üppige morgenländische „Schönheit“ namens Mileila (Michael Leitner) wollen überstanden werden. Wobei man als Zuschauer nicht wusste, ob man nun mehr die Umsetzung oder die Ideen an sich bewundern sollte. Etwa den Einfall, den obligatorischen Flaschengeist (Markus Leitner) in einer riesigen Pappmaschee-Öllampe ins Rund zu rollen und dann stilgerecht mit einem Feuerwerk daraus emporsteigen zu lassen.

Den Höhepunkt der Erzählung (ausgedacht von Sebastian Berndt) bildete natürlich die Erscheinung der Prinzessin Franziska II. alias „Herrscherin vom höchsten Bichei im Orient“: Sie schwebte standesgemäß auf einem fliegenden Teppich ein, begleitet von ihrem Hofstaat. Der Teppich, so erzählte die Hoheit später, werde ihr auch in den kommenden fünf Wochen gute Dienste leisten; denn so ein fliegender Untersatz finde den Heimweg immer ganz alleine – egal, wie lange die Nächte auch sein mögen.

Für Franziska II. geht vor allem auch ein Traum in Erfüllung: Angefangen hatte sie 1998 als Gardemädchen in der Kinderprinzengarde, 2010 war sie bei den „Großen“ dabei, zwei Jahre später als Gardehauptmann – und nun als Prinzessin.

So hat möglicherweise auch das Kinderprinzenpaar Lukas II. und Laetitia I. noch viel vor sich – sie eröffneten mit ihrem Tanz den Krönungsball, und dabei zeigte sich deutlich, dass die beiden bereits Blut geleckt haben.

Überhaupt Tanz: Uschi Kubiak, Sophia Krug, Monika Rummenhohl und Ricarda Schreiber, die für Choreografie und „Tanznachhilfe“ zuständig waren, haben ganze Arbeit geleistet. Nicht nur Gardemädchen und Minister lieferten eine hinreißende Schau, auch die Tänze des Prinzenpaares waren ein Hingucker. Johannes I. hatte bei seiner Vorstellung den Mund nicht zu voll genommen, als er augenzwinkernd angekündigt hatte, er wolle sich heute von einer ganz neuen Seite zeigen, werde deshalb eher wenig reden, und stattdessen das tänzerische Talent in sich voll und ganz zur Geltung bringen.

Den ganzen Abend über machten die Leichtigkeit und das Spielerische des Ablaufs vergessen, wie viel Arbeit hinter solch einer Veranstaltung steckt. Dies gilt auch für die Halle, die mit viel Liebe zum Detail verwandelt worden war. Die Decke beispielsweise war mit schwarzen Stoffbahnen komplett verhängt, die Sternbilder aus kleinen Lampen zum orientalischen Nachthimmel machten. Für die „versteckten“ Akteure war der Dank von Nina Käsweber und Martin Antretter also mehr als gerechtfertigt und durchaus von Bedeutung – die beiden gehören zur Rohrdorfer beziehungsweise zur Flintsbacher Faschingsgilde und wissen, was Sache ist.

Martin Antretter machte zudem deutlich, dass ein Fasching wie der Neubeurer nicht nur Engagement, sondern auch Mut erfordere. Um vor der Vielzahl von Vorschriften und Regelungen, die mittlerweile zu beachten seien, nicht zu kapitulieren, sondern trotzdem einen Fasching auf die Füße zu stellen, brauche es hartnäckigen Enthusiasmus.

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