Aschauer Bub (2) wurde Monatelang in Seattle gegen Leukämie behandelt

Raphael kommt nach Hause!

von Redaktion

Tapferer kleiner Bub: Nach seiner schweren Leukämiebehandlung in Seattle befindet sich der zweijährige Raphael aus Aschau auf dem Weg der Besserung. Und bald auch auf dem Weg nach Hause. Seine Eltern sind vorsichtig optimistisch: „Viele Werte sind richtig gut.“

Aschau – Die Flüge sind gebucht: Am kommenden Wochenende wird Familie Fischer die Heimreise von Seattle an der Westküste der USA ins heimische Aschau antreten. Die komplette Familie ist dann an Bord – denn auch der zweijährige Raphael darf wieder nach Hause.

Im Alter von fünf Monaten hatte das Martyrium des kleinen Buben mit den großen Kulleraugen begonnen. Nachdem bei Raffi, wie er liebvoll von seinen Eltern und Geschwistern genannt wird, mit der sogenannten akuten lymphatischen Leukämie (ALL) eine besonders aggressive Form des Blutkrebses diagnostiziert worden war, musste der Bub einen Großteil seines noch jungen Lebens in Kliniken verbringen. In Deutschland galt er letztlich als austherapiert und ohne Chance auf Heilung. Doch über die Stiftung „Care for Rare“ (www.care-for-rare.org) bot sich dem Zweijährigen die Möglichkeit, sich einer in Deutschland noch nicht zugelassenen Therapie im US-amerikanischen Seattle zu unterziehen (wir berichteten).

Eine Therapie, die scheinbar angeschlagen hat, wie Papa Andreas Fischer (45) gegenüber den OVB-Heimatzeitungen berichtet. „Die jüngsten Werte in puncto Knochenmark und Nervenwasser waren wirklich sehr gut“, sagt der Malermeister, der am Telefon gelöst klingt. „Nur die Blutwerte sind noch schwierig.“ Was allerdings nicht mit der akuten Leukämieerkrankung zusammenhängen muss, sondern auch damit zu tun haben kann, dass das Knochenmark des kleinen Buben und damit die Produktionsfähigkeit der Blutkörper durch die zahlreichen Therapien der vergangenen zwei Jahre extrem in Mitleidenschaft gezogen worden ist.

Auch die Maßnahmen in Seattle – die sogenannte Car-T-Cell-Therapie, die die eigenen Leukozyten des Patienten durch Veränderungen im Labor dazu bringt, die Krebszellen zu bekämpfen – haben den kleinen Buben extrem geschlaucht. Und für zusätzliche Ängste bei Mama Margit (43), Papa Andreas und seinen zwei Brüdern gesorgt. „Es gab eine Phase, in dem es ihm richtig schlecht ging“, berichtet Andreas Fischer, „da haben wir natürlich Angst gehabt, weil wir nicht wussten, wie es weitergeht.“

Doch der kleine Bub, der trotz seiner Erkrankung so viel Lebensfreude ausstrahlt, hat gekämpft – und die Therapie angeschlagen. Kurz vor Weihnachten war es dann so weit: Raphael konnte die Klinik verlassen und gemeinsam mit seinen Eltern und den Geschwistern, die extra zum Fest aus Aschau nach Seattle angereist waren, Heiligabend feiern. Ein riesiges Geschenk, dass noch vor wenigen Wochen undenkbar schien.

Am kommenden Wochenende darf der Zweijährige dann endlich auch wieder nach Hause in seine vertraute Umgebung. Denn die weitere Behandlung wie beispielsweise die Überprüfung der Blutwerte kann auch von Deutschland aus erfolgen. So wird die Blutentnahme in der Haunerschen Kinderklinik in München, in der auch die Stiftung „Care for Rare“ beheimatet ist, durchgeführt, das Knochenmark oder dessen Untersuchungsergebnisse in die USA geschickt.

Und dann beginnt das lange Hoffen darauf, dass die Krebszellen endgültig besiegt sind. Ein Kampf gegen die Erkrankung, den auch unzählige Menschen aus der Region unterstützt haben. Vom Benefiztag „Aschau huift“, an dem alleine 45000 Euro gesammelt worden sind, über Zuwendungen von verschiedensten Vereinen bis zu Spenden von Privatpersonen – „der finanzielle, aber auch aufmunternde Zuspruch aus der Bevölkerung war unglaublich“, so der gerührte Familienvater. „Da sieht man erst, wie wichtig die regionale Gemeinschaft ist und wie die Bevölkerung zusammenhält.“

Lob für die Hilfsbereitschaft und die Empathie der Menschen aus der Region, die Dr. Albrecht Matthaei, Geschäftsführer der Stiftung „Care for Rare“, nur unterstreichen kann. „Es gibt selbstverständlich viele Einzelfälle, bei denen absehbar ist, dass es eine große Welle der Hilfsbereitschaft geben wird“, so Matthaei, „aber dieser Zuspruch und dieses Engagement war schon unglaublich.“ So kann die Stiftung, die derzeit noch mit der Jahresabrechnung beschäftigt ist, noch keine endgültige Spendensumme nennen, aber: „Bereits jetzt können wir sagen, dass wir aufgrund des außerordentlichen Spendenaufkommens und eines beeindruckenden bürgerschaftlichen Engagements – insbesondere aus dem Chiemgau – die Kosten für die Behandlung in Höhe von 455000 Dollar decken konnten“, so der Geschäftsführer weiter.

Auch mit der Rückkehr Raphaels nach Aschau wird die Kostenübernahme der Behandlung durch die Stiftung freilich nicht enden, wie Matthaei betont: „Wir begleiten die Patienten so lange, bis sie gesund sind.“ Alles, was dann an Spenden noch übrig geblieben ist, wird dann dafür eingesetzt, dass die Behandlung so schnell wie möglich auch an der Haunerschen Kinderklinik angeboten werden kann.

Immunsystem

weiter im Keller

Eine Willkommensparty für den tapferen Raphael ist übrigens nicht geplant. Denn auch wenn es viele positive Anzeichen für die Genesung des Buben gibt, gelten zahlreiche Vorsichtsmaßnahmen zum Wohle des kleinen Patienten weiterhin. „Da beispielsweise sein Immunsystem extrem geschwächt ist, dürfen weiterhin nur wenige Menschen mit ihm in einem Raum sein, damit er sich nicht mit Infekten ansteckt“, erklärt Papa Andreas. Zudem ist der kleine Mann natürlich noch lange nicht über den Berg.

Der Weg, der vor Raphael liegt, ist noch sehr weit. Doch mittlerweile stehen die Chancen, dass dieser Weg zu einem beschwerdefreien Leben führt, so groß, wie schon lange nicht mehr. Andreas Fischer: „Wir glauben fest daran, dass Raphael ganz gesund wird.“

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