Vogtareuth – „Das Schlimmste ist eingetreten“, bedauert Johannes Herzog. Die finanzielle Situation habe keine andere Möglichkeit mehr als die Schließung des kleinen Dorfladens erlaubt, sagt er. Aufsichtsräte und Vorstände hätten handeln müssen, sonst wären sie in die Insolvenzverschleppung gerutscht. „Und das geht gar nicht. Da wird es dann richtig teuer und vor allem Ernst“, sagt Herzog, der neben Hubert Sewald und der Aufsichtsratsvorsitzenden Carolin Seidl zum dreiköpfigen Gremium des Aufsichtsrates der „eingetragenen Genossenschaft e.G.“ gehörte. Im Vorstand waren Ramona Spiel, Irmi Rothbucher und Christine Baumann.
Noch im Juni wurden auf einer Versammlung der Genossenschaft – immerhin waren 211 sogenannte „Genossen“ dabei, die Anteile im Gesamtwert von rund 70000 Euro gezeichnet hatten – noch einmal 15000 Euro hineingebuttert. Und vor gut einer Woche war ein allerletzter Versuch unternommen worden, den Dorfladen im Ortszentrum doch noch zu retten. „Wir haben wirklich alle Hebel in Bewegung gesetzt“, sagt Herzog. Doch ein Berater habe allen das Gespenst der Insolvenzverschleppung klar vor Augen geführt. Da sei dann alles klar gewesen.
Herzog ist nicht der Einzige, der die Schließung bedauert. „Es schmerzt sehr, wie eine tiefe Fleischwunde“, meint auch Gerhard Rinser, einer der Mitglieder der Genossenschaft. Er trauert nicht nur seinem „versenkten Geld“ hinterher, sondern dieser „schönen Idee“. Und auch Bürgermeister Rudolf Leitmannstetter denkt noch voller Wehmut an die wunderbaren Geschenkkörbe, gefüllt mit regionalen Produkten. „Mit diesen Präsentkörben habe ich überall eine Freude gemacht. Es war einfach etwas Besonderes. Schade, dass es jetzt diese Möglichkeit nicht mehr gibt.“ Gleichzeitig machte er im Gespräch mit der Heimatzeitung klar, dass sich die Gemeinde finanziell nicht „auf die Schnelle“ an der Genossenschaft beteiligen habe können, wie das jüngst an ihn herangetragen worden sei. Dafür brauche es zunächst ein belastbares Gutachten und einen Ratsbeschluss.
Doch so ganz überraschend ist die Insolvenz wohl nicht gekommen. „Es hat sich schon abgezeichnet“, bestätigt Herzog. „Es war einfach zu wenig Umsatz da. Pro Monat wurden rund 2000 Euro Miese gemacht. Das geht halt nicht.“ Immer wieder habe man neu kalkuliert und Personal reduziert. Aber eigentlich habe sich die Sache immer wieder im Kreis gedreht: „Es waren einfach zu wenige Käufer im Laden“, sagt er aus heutiger Sicht. 35 Prozent mehr Umsatz wären nötig gewesen.
Man sei sicher nicht blauäugig an die Idee „Dorfladen“ herangegangen, aber vielleicht zu optimistisch. „Wir haben einfach aufs Gelingen gesetzt und darauf, dass regionale Produkte eine starke Anziehungskraft haben“, meint er selbstkritisch. Doch ganz offensichtlich sei das nicht so.
Vor allem die Besucherzahlen hätte man realistischer einschätzen müssen. „Unsere potenziellen Kunden kommen aus dem Ortskern, aber sicher nicht aus Griesstätt.“ Da sei man falsch gelegen.
Und auch das Konzept sei insgesamt nicht schlüssig gewesen. Die Metzgerei Gaßner, die vorher in den Räumlichkeiten des Dorfladens war, habe viele Kunden zum Nettomarkt abgezogen. Der Raum selbst sei auch „nicht optimal“ gewesen, denn die „heiße Theke“ habe das Gemüse daneben schnell zum Welken gebracht. Gut gelaufen seien Brotzeiten, Eier und Molkereiprodukte.
Ein weiterer problematischer Punkt sei das Personal gewesen. „Es war auf Kante genäht. Bei Krankheit gab es keinen Ersatz.“ Auch das drückte wohl letztendlich auf den Umsatz, der unterm Strich dann ganz gewaltig fehlte.
Es seien „harte Lehrmonate“ gewesen, denn der Dorfladen hatte nur ein knappes Jahr geöffnet. Ob er in einer neuen Form – etwa als Dorfmarkt im Pfarrgarten – wiederersteht, ist noch völlig offen. Zunächst müsse der Insolvenzverwalter alles nach Recht und Gesetz abwickeln. Die Außenstände an Lieferanten von aktuell rund 20000 Euro werden wohl bedient werden können, schätzt Herzog. „Doch unsere Einlagen sind wohl futsch“, schätzt er.