Salus-Auwald-Biotop und Tierkundemuseum

Tragische Engelsbilder

von Redaktion

Die Zahl der Vögel geht stark zurück. Mittlerweise sind selbst „Allerweltsarten“ wie Feld- und Haussperling betroffen. Das Tierkundemuseum Bruckmühl mit Leiter Harry Klottig ging für den Mangfall-Boten auf „Ursachenforschung“ und zeigt Maßnahmen auf, um den Vögeln zu helfen.

Bruckmühl – In Europa sterben laut Landesbund für Vogelschutz (LBV) rund 250000 Vögel täglich durch die Vogelfalle „Glas“. Ob Fenster, Fassaden, Wintergärten, Wartehäuschen – Glas ist ein beliebter Baustoff und wird immer häufiger eingesetzt. Die Krux: Vögel erkennen Glas selbst aber nicht.

Ein Buchfink beispielsweise fliegt zwischen 30 und 50 km/h schnell. „Stellen Sie sich vor sie fahren mit dem Fahrrad und vor ihnen ist eine Glaswand, die sie nicht sehen können – gruselig, oder?“, veranschaulicht Harry Klottig. Denn: Vögel interpretieren Spiegelungen im Glas falsch. Besonders vor dunklen Räumen spiegelt Fensterglas besonders stark.

Ein Vogel, der in einem Fenster einen spiegelnden Ast, Futterhäuschen, Artgenossen et cetera sieht, steuert diesen an. „Die wahrgenommenen Gegenstände sind aber aus der Perspektive des Vogels im selben Abstand hinter dem Fenster, wie sie in der Realität vor dem Fenster sind. Die Anfluggeschwindigkeit wird also kaum gesenkt und damit endet das Ganze oft tödlich“, so Klottig.

Für Vögel, die in der Luft nach Insekten jagen und einen freien Luftraum benötigen, wie Schwalben, Segler oder auch Greifvögel, seien gespiegelte Himmelsflächen besonders fatal. Manchmal sehe man an den Fensterscheiben sogar sogenannte Engelsbilder. Dies sind Staubabdrücke von Vögeln, die mit hoher Geschwindigkeit gegen das Glas geflogen sind. Wenn man die toten oder verletzten Vögel dann nicht vor dem Fenster finden kann, bedeutet dies aber nicht, dass der Vogel den Einschlag überlebt hat.

Mit Tricks den

Tieren helfen

Manche Vögel können zwar nach der Kollision noch wegfliegen, sind aber so schwer verletzt, dass sie zeitversetzt sterben oder in der Erholungsphase, die durchaus Stunden dauern kann, ein leichtes Opfer von Fressfeinden wie Katzen werden.

Haustiere, insbesondere Katzen, aber auch Ratten oder Marder „haben sich richtiggehend spezialisiert und suchen in regelmäßigen Abständen die Bereiche vor Glashindernissen ab“. Der Leiter des Tierkundemuseums weiß aus eigener Erfahrung: „Ich konnte meinen eigenen Hund dabei beobachten, wie er auf die Kollision eines Vogels mit unserer Terrassentür sofort äußerst zielstrebig reagierte, wo ich mich erst noch orientieren musste, was das überhaupt für ein Geräusch war und wo es herkam. Es war also nicht das erste Mal passiert und mir war klar, auch wir haben ein Problem mit Vogelschlag.“

Findet man einen verletzten/benommenen Vogel, kann man ihn vorsichtig an einen sicheren Ort im Garten oder am Haus bringen und dort absetzen. Es eignet sich beispielsweise ein zusammengefaltetes altes Handtuch, in dem er stabil sitzen und sich erholen kann. „Wenn das Tier offensichtlich verletzt ist, sich zum Beispiel den Flügel gebrochen hat, bitte den nächsten Tierarzt anrufen“, appelliert Klottig.

Doch wie kann man den Vogelschlag vermeiden? Bereits während der Bauphase können umfangreiche Vorkehrungen getroffen werden, um die Situation für die Vögel zu entschärfen. Der LBV stellt hierzu Ratgeber zur Verfügung.

„Auch nachträglich kann man einiges tun, um die Situation für die Vögel zu verbessern. Leider haben die bekannten schwarzen Greifvogelsilhouetten praktisch keinen Effekt“, sagt Klottig. Fliegengitter, Schnüre/Bänder vor den Scheiben, außen angebrachte Klebestreifen auf den Scheiben helfen hier ihm zufolge bedeutend mehr. Grundprinzip: Die Maßnahmen müssten außen vor oder an den Scheiben getroffen werden und der Vogel dürfe nicht den Eindruck bekommen, dass er noch irgendwo zwischendurchfliegen kann.

„Vorhänge oder Jalousien sind zwar besser als nichts, verhindern aber kaum Spiegelungen und sind deshalb nur Notlösungen. Es sollten Maßnahmen vor den Fenstern sein“, betont Klottig. Es gebe allerdings eine Sache, die jeder treffen und so manchen erfreuen könnte: Keine Fenster mehr von außen putzen. „Schmutzige Fenster sind zwar schlecht für das Image, aber je dreckiger sie sind, desto besser können die Vögel sie erkennen“, so der Leiter des Tierkundemuseums.

Der LBV unterstützt momentan Versuche mit für den Menschen beinahe unsichtbaren Markierungen auf Glasflächen. Denn Vögel können auch im UV-A-Bereich sehen und die verwendeten Aufkleber und Markierungsstifte reflektieren in diesem Bereich. „Sie sind damit theoretisch für die Vögel erkennbar“, erläutert Klottig. Aber: Hierbei handelt es sich noch um einen Test und jede Privatperson mit entsprechenden Fenster-/Glasflächen, aber auch Behörden können sich an dem Projekt beteiligen. Das Projekt werde durch den bayerischen Naturschutzfonds gefördert. Weitere Informationen hierzu gibt es online unter www.lbv.de/projekt-glas. Auch im Salus-Auwaldbiotop liegen entsprechende Unterlagen aus. „Im Tierkundemuseum haben wir vor den Fenstern Insektengitter und damit kaum Probleme mit Vogelschlag. Auch werden die Fenster von außen kaum mehr gereinigt“, sagt Klottig.

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