neue Wohngruppen im Haus Katharina

Der Alltag wird langsam normal

von Redaktion

Normalität im Alltag durch „ambulantisierte Versorgung“ – dieses Konzept liegt den zwei Gruppen zugrunde, die im November im Seniorenwohnheim Haus Katharina in Bad Endorf eröffnet worden sind. Senioren und Personal gewähren erste Einblicke in das Leben in der veränderten Umgebung.

Bad Endorf – „Manchmal stellen wir uns alle vor, dass wir mit dem Schiff losfahren“, erzählt Margareta Grochalski und schaut versonnen in die Weite des Chiemsees. Rolf Schnabel sitzt ihr gegenüber und ergänzt mit einem Blick auf die Berge im Hintergrund: „Ich war früher Bergsteiger. Die kenne ich alle, und ich war überall oben.“ „Dann sind Sie in der richtigen Wohngruppe angekommen“, kommentiert Martina Mitterer das Gespräch der beiden Senioren. Während die Alltagsbegleiterin erste Vorbereitungen für das gemeinsame Mittagessen in der Wohngruppe „Chiemsee“ trifft, nimmt sie immer wieder das Gespräch mit den Bewohnern auf.

Inspiriert von der Landschaft auf der Posterwand erinnert sich Rolf Schnabel an seine Wohnung. Auch von dort aus habe er früher den Chiemsee gesehen. Wehmut scheint er aber keine zu haben. Er sei hier gut angekommen, nachdem er bereits mehrere Jahre im Haus Franziskus gelebt hatte. Das Seniorenheim in der Bahnhofstraße war im Dezember aus haustechnischen Gründen geschlossen worden.

Die beiden Wohngruppen „Chiemsee“ und „Kampenwand“ im gerade sanierten und neu eröffneten Altbau des Hauses Katharina sind seit Mitte November auch das neue Zuhause für einige ehemaligen Franziskus-Bewohner.

Es wird laufend nachjustiert

Nicht alle tun sich leicht mit dem Umzug und der Umstellung von der stationären Versorgung auf die „gelebte Alltagsnormalität“ in den familiären Wohngruppen. Die will erst noch eingespielt werden. Wie die Zahnräder eines Uhrwerks justieren die Mitarbeiter unterschiedlicher Bereiche laufend in Abstimmung mit ihren Leitungen nach. Beschäftigungs-, Haushalts-, Pflegekräfte, Fachdienst und Bewohner tauschen sich ständig aus und ändern Strukturen und Abläufe, wo es nötig ist.

Der erste Muster-Tourenplan, der die Versorgung und Begleitung regelte, ist längst überholt. Er nimmt immer wieder unterschiedliche Formen an, die auf die zum Teil täglich neu eingehenden Anregungen von Bewohnern und Mitarbeitern zugeschnitten sind.

„Es läuft noch nicht rund, aber immerhin oval“, erklärt die examinierte Pflegekraft Rosi Grimm. Doch dank der Vorschläge von Bewohnern und Kollegen könne permanent an Verbesserungen gearbeitet werden.

Ihre Kollegin Ilse Mayer, ehemalige Franziskus-Mitarbeiterin, erzählt, sie habe im Rahmen eines Gymnastik-Angebots in der Wohngruppe eine besonders schöne Erfahrung gemacht. Sie sei dabei gewesen, als sich eine ältere Dame, die sich normalerweise nie bewegt, am Ballspiel beteiligte. „Ich habe Frau K. noch nie so entspannt erlebt, und wir hatten so viel Freude zusammen“, strahlt die examinierte Pflegekraft. Sie selbst ist noch dabei, sich auf die neue Umgebung im Haus Katharina und die veränderten Strukturen einzustellen.

Margareta Grochalski hatte sich auf Anhieb in ihr neues Zimmer verliebt, besonders auch in die Vorhänge mit den erdigen und roten Farbtönen. Sie sei überrascht gewesen: Endlich kann sie wieder Rot sehen. Denn bei dieser Farbe sei es ihr früher körperlich und seelisch gar nicht gut gegangen. Und mit der Abgrenzung klappt es auch besser: „Wenn ich merke, dass etwas im Kopf ist, dann leere ich ihn aus, wie einen Abfalleimer.“

Befreit vom Ballast eröffnet der Blick zur Wand dann eine neue Perspektive: Der Dampfer der Chiemsee-Schifffahrt ist zuverlässig da – für einen kleinen Ausflug auf dem Bayerischen Meer am Fuße der Alpen.

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