Inntal-Bürgermeister stehen positiv zu Erkundungsbohrungen

„Jedes Jahr, das verstreicht, ist vertan“

von Redaktion

Die Erkundungsbohrungen im Inntal für den Brenner-Nordzulauf sind jetzt von Kiefersfelden bis Raubling angelaufen. Wie bereits mehrfach in der Heimatzeitung berichtet, sollen so detaillierte Erkenntnisse zum Untergrund gewonnen werden. Ergänzt werden sie durch seismische Untersuchungen.

Kiefersfelden/Oberaudorf/ Raubling – Im Gegensatz zu Bürgermeistern aus dem sogenannten „erweiterten Planungsraum“, also Rohrdorf oder Stephanskirchen, haben die Bürgermeister aus dem „gemeinsamen Planungsraum“ wie Hajo Gruber aus Kiefersfelden und Hubert Wildgruber aus Oberaudorf keine gravierenden Einwendungen gegen die Bohrungen. Olaf Kalsperger aus Raubling findet sogar, dass jedes Jahr, das ungenutzt verstreicht, ein vertanes Jahr sei. „Das ist zumindest meine persönliche Meinung“, betont er. Denn nach der Fertigstellung des Brennerbasistunnels im Jahr 2026 werden die Züge fahren – mit oder ohne Nordzulauf. Er fürchtet, dass dann eben auf den vorhandenen Bestandsstrecken gebrettert wird. „Die Zeit bleibt doch nicht stehen.“ Außerdem profitiere in seinen Augen auch die Gemeinde von den Bohrungen: „Wir möchten weiterhin mit gutem Trinkwasser versorgt werden. Da kann es nur von Vorteil sein, die Grundwasserströme zu kennen.“

Für die Gemeinde Oberaudorf sind neun Bohrpunkte vorgesehen, weiß Bürgermeister Hubert Wildgruber. Er ist überzeugt vom „Dialogverfahren“, bei dem die betroffenen Kommunen, Einrichtungen und Eigentümer eingebunden sind. „Das ist in Tirol gut gelaufen und wir waren da auch eingebunden.“ Grundsätzlich steht der Rathauschef dem Bau des Brenner-Nordzulaufs positiv gegenüber, allerdings auch mit der „nötigen Skepsis und Zurückhaltung“. „Wir begrüßen das Dialogverfahren, sind dabei und können unsere Sorgen und Nöte darlegen und auch Vorschläge einbringen, um das Beste für die Gemeinde und das Inntal herauszuholen, nämlich eine nachhaltige Verbesserung der Verkehrssituation im Inntal mit einer deutlichen Minderung der Lärm- und Schadstoffemissionen“, macht er seine Haltung deutlich.

Als „wichtige Grundlage“ sieht Wildgruber die „flächendeckende Untersuchung, auf deren Basis dann die weiteren Vorgehensweisen festgelegt werden können“. Und noch einmal verweist er darauf, dass „auf keinen Fall dort, wo gebohrt wird, später auch zwangsläufig die Trasse gebaut wird“.

In seiner Kommune sind aktuell noch keine Bohrungen bekannt, festgelegt sind aber zwei Bohrstellen im Gebiet „Hocheck“ und „Großer Berg“, dazu weitere im gesamten Gemeindegebiet, auch entlang der Bahnlinie; endgültige Festlegungen werden aber noch getroffen.

Im benachbarten Kiefersfelden dagegen sind „die Bohrungen schon im Gange und wir haben durchweg positive Signale dazu erhalten“, sagt Bürgermeister Hajo Gruber, der auch von bereits begonnenen Bohrungen am Hechtsee auf österreichischem Gebiet weiß.

Die aktuelle Bohrstelle in der Grenzgemeinde ist unmittelbar an der Bahnlinie, nahe der Sportplätze gelegen. Schon in der zweiten Woche bohrt der Geräteführer der Firma Abt aus Mindelheim, Slobodan Milosavljecic, mit seinem Kollegen im Auftrag der Bahn in die Tiefe. Die ganze Woche ist noch anberaumt zur Erkundung der Erdbeschaffenheit dieser Region. „Mit den engmaschigen Bohrungen schaffen wir eine Art topografische Karte des Untergrunds“, erläutert der Fachmann, der an diesem Punkt mit schwerem Gerät circa 40 Meter in die Tiefe bohrt. „Es läuft aber langsam, da der Boden hier viel Sand enthält.“

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