Männergesangverein Schlossberg

Sängerball mit Schwung und Charme

von Redaktion

Stephanskirchen – Wonach misst man den Erfolg eines Balles? Bei einem Schwarz-Weiß-Ball, bei dem es vornehmlich ums Tanzen geht, ist die Belegung der Tanzfläche sicher kein schlechtes Kriterium. Und von daher hat der Sängerball des Männergesangvereines Schloßberg in Stephanskirchen wieder einmal 100 Punkte eingefahren: Die Tanzfläche war von Beginn bis Ende voll belegt und etliche der Paare, so schien es dem Beobachter, haben tatsächlich keinen einzigen Tanz ausgelassen.

Nun hängt die Tanzfreudigkeit des Publikums aber in erster Linie von der Musik ab und deshalb muss sich der Männergesangverein Schloßberg die Lorbeeren für diesen Abend mit dem Ball-Orchester Stephanskirchen teilen. Er tut dies aber sicher gern, denn der Männerchor ist vielleicht nicht gerade der Vater des Ballorchesters, darf aber zumindest geleistete Hebammendienste für sich in Anspruch nehmen: Der erste Auftritt des Ensembles, damals gerade mal zwölf Mann stark, fand vor dreißig Jahren bei einem Sängerball statt. Mittlerweile ist das Orchester ein Klangkörper von 32 Musikern und so gut, dass es schwer fällt zu glauben, dass es sich hier nicht um ein Profiorchester handelt.

Neben mitreißender Musik braucht es für eine rauschende Ballnacht auch eine gute Dramaturgie. Hier bewies der Männergesangverein wieder eine glückliche Hand und setzte als erste Einlage die „Eyecatchers“, aus Neubeuern, eine, wie es im Programm hieß: „Teeny-Tanzgruppe“. Die aber waren bei Weitem nicht so harmlos, wie ihre Bezeichnung vermuten lässt, vielmehr machten die neun Mädchen im Alter von elf bis siebzehn Jahren zu aktuellen Schlagern optisch und tänzerisch so richtig „Dampf auf“.

Diese Vorgabe griff das Orchester nur allzu gerne auf. Hatten im ersten Musikblock nach den Eingangswalzern noch die langsameren und älteren Stücke überwogen – sozusagen zum Warmwerden – ging es jetzt gleich mit einem Charleston weiter, den übrigens überraschend viele zu Tanzen wussten, und dann mit einem fetzigen Medley aus Abba-Hits: Gelegenheit für die durchweg bereits etwas reiferen Ballbesucher dem Junggemüse einmal klar zu zeigen, was eine Harke ist.

Ein Programmpunkt, der beim Sängerball mittlerweile nicht mehr fehlen darf, ist die Büttenrede von Bernhard Holzner. Diesmal klagte er als Arbeitssuchender dem Publikum sein Leid. Weder bei der Anstellung als Geldwäscher noch bei der als Babysitter war ihm beruflicher Erfolg beschieden. Einziger Lichtblick: vom Babysitter zum Altenpfleger sei es ja nur ein kurzer Schritt und deshalb werde er sich beim Männergesangsverein bewerben, die würden bestimmt einen solchen brauchen können.

Das allerdings ist üble Nachrede. Zwar bezeichnete der Erste Vorsitzende Manfred Panhans seine Truppe im Laufe des Abends selbst einmal als den „Ü-70 Gesangverein Halbe Lunge“ doch solange sie von Marion Hummel dirigiert werden, dürften Altersschwächen keine wirkliche Chance haben. Mit Charme, Schwung und Temperament hat sie ihre Männer voll im Griff.

Der Höhepunkt des Abends war zweifellos der Auftritt der Pruttinger Faschingsgilde. Die Kriegerinnen und Krieger mit ihrer Schildmaid Veronika der Zweiten und Jarl Rotbart Benedikt dem Ersten setzten bei ihren Vorführungen an Schwung und Tempo tatsächlich noch eins drauf – und das Publikum ging entsprechend mit.

Die Frage, ob Männer oder Frauen als das stärkere Geschlecht zu gelten haben, entschied an diesem Abend eindeutig Regina Huber. Die Frau, der das Ballorchester Stephanskirchen den mittlerweile erspielten hervorragenden Ruf maßgeblich mit zu verdanken hat, stand auch an diesem Ballabend fast ununterbrochen am Dirigentenpult. Für den männlichen Beobachter wird es ein ewiges Mysterium bleiben, wie man das auf den spitzen Absätzen eines Damenschuhs länger als fünf Minuten schafft und dabei noch so viel Charme und gute Laune versprühen kann wie es Regina Huber tat.

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