Kinder- und Jugendturnen beim Sportverein Prutting

Turnen bringt Schwung ins Leben

von Redaktion

Egal, ob sie über den Bock springen oder am Barren turnen – Es ist der Spaß an der Bewegung, den Übungsleiterin Carina Rogge ihren Kinder- und Jugendgruppen beim Turnen vermitteln möchte. Eifrig folgen 55 Kinder ihren Trainingsanweisungen – der Ehrgeiz kam von selbst: Einige legten jetzt ihre erste Turnprüfung ab.

Prutting – Bei der Gymnastikabteilung des Sportvereins Prutting werden große Anstrengungen in der Nachwuchsarbeit unternommen. Die Kinder sollen an den Sport herangeführt werden, denn jeder Sportverein braucht Nachwuchs in allen Sparten. Dieser Aufgabe stellt sich seit Jahren Carina Rogge. Als Mutter zweier Kleinkinder machte sie vor sechs Jahren den Übungsleiterschein. „Wir hatten schon damals die schöne Turnhalle, aber keine Trainerin für die Kinder“, erinnert sich Rogge. Also startete sie selbst durch. Mit 15 Kindern begann sie als frischgebackene Übungsleiterin das Training. Heute unterrichtet sie 55 Kinder in zwei Altersgruppen. Dienstags trainieren von 15 bis 16 Uhr die „Kitus“ (sechs bis neun Jahre) und von 16.15 bis 17.30 Uhr die „Jutus“ (neun bis 14 Jahre).

Das vielseitige Programm gestaltet die engagierte Trainerin normfrei. „Das bedeutet, dass die Kinder vom Bekannten zum Unbekannten geführt werden“, erklärt Rogge. Erst einmal sollen die Kinder wie gewohnt spielen, dann weckt sie das Interesse, auch einmal unbekannte Bewegungen auszuprobieren.

Nur drei Kinder kannten ein Springseil

Dabei gab es so manche Überraschung, erinnert sie sich. Beispielsweise habe sie an 22 Kinder Springseile verteilt und nur drei der Kinder wussten etwas damit anzufangen. Es sei manchmal erschreckend, wie wenig beweglich die Kinder oft seien, die zur Turnstunde kommen. Doch schnell sei das Interesse bei den meisten Kindern geweckt „und dann sind sie mit viel Eifer dabei und steigern sich von Stunde zu Stunde“, freut sich ihre Trainerin.

Auch der Ehrgeiz entwickle sich ganz von selbst. So kam von den Kindern der Wunsch, im Geräteturnen eine erste Prüfung abzulegen. Dafür musste allerdings Normtraining stattfinden. Die Kinder waren trotzdem begeistert: Ein Jahr lang trainierten 28 weibliche und drei männliche Teilnehmer fleißig, um die Übungen am Barren, Boden und Bock, Reck und Schwebebalken fehlerfrei ablegen zu können. Die jüngste Turnerin ist sechs Jahre, die Ältesten sind 13 Jahre.

Im November letzten Jahres geriet ihr Training allerdings kurzzeitig ins Stocken: Die Trainerin war gesundheitlich angeschlagen und konnte die Übungen vorübergehend nicht selbst vorturnen. Glücklicherweise traf sie genau in dieser Zeit Andi Holzner, mit dem sie vor Jahren ihren Übungsleiterschein gemacht hatte. Holzner kam als staatlich geprüfter Sportlehrer frisch von der Uni und ist heute dabei, sich als freier Trainer selbstständig zu machen. Als er von dem Engpass seiner Sportkollegin hörte, war er gleich bereit, auszuhelfen.

Seit Dezember unterstützt der Sportprofi die Gruppe. „Am Anfang wollten die Kinder nur noch dem Andi zusehen, konnten gar nicht genug davon kriegen, wie er perfekt vorturnte“, erinnert sich Rogge. Das gab noch einmal einen Motivationsschub und die Kinder trainierten umso eifriger. Umgekehrt war auch Holzner von den kleinen Turnern ganz angetan: „Sie sind sehr diszipliniert, da gibt es keine Quertreiber und alle halten toll zusammen“, lobt er die Gruppe.

Dann war es so weit: Der große Tag der Übungsabnahme war gekommen. Carina Rogge und Andi Holzner konnten die Prüfung abhalten. Viele Eltern waren gekommen, um ihre Kinder zu sehen – und sie staunten nicht schlecht. Es gab viel Beifall. Alle teilnehmenden Kinder bestanden die Prüfung. „Das war echt cool und hat viel Spaß gemacht“, äußerte eine kleine Teilnehmerin.

Zur Preisverleihung gab es Urkunden über die jeweils erreichte Punktzahl und eine große Schokoladenmedaille. Diese Plaketten hatte ihre Trainerin extra bei einem hiesigen Schokoladenfabrikanten anfertigen lassen und zu einem Sonderpreis erhalten. „Normal gibt es bei mir keine süße Belohnung beim Sport, denn nur weil sich ein Kind eine Stunde bewegt, muss es anschließend nicht mit Süßigkeiten belohnt werden“, erklärt die Trainerin.

Mit großem Engagement nimmt sie ihre Trainerfunktion wahr. Das Wohlergehen der Turnkinder liegt ihr sehr am Herzen. Jedes Wochenende sitzt sie rund zwei Stunden am Schreibtisch und arbeitet ihren Trainingsplan für den kommenden Dienstag aus. Die kleine Aufwandsentschädigung, die sie für ihre Unterrichtsstunden vom Verein erhält, investiert sie in Medaillen und T-Shirts für die Kinder.

Bei so vielen Kindern benötigt sie aber auch immer wieder Eltern für Hilfestellungen während der Übungsstunden. „Drei Mütter habe ich jetzt fest dafür gewinnen können. Sie wechseln sich ab.“

Einen Wunsch hat sie allerdings noch: Wenn sich Jugendliche ab 16 Jahren dafür entscheiden könnten, einen Übungsleiterschein zu machen und ebenfalls Kinder zu trainieren. „Mir liegt dieses Kinderturnen sehr am Herzen, denn Kinder brauchen Bewegung, damit sie sich gesund entwickeln und wohlfühlen können“, sprudelt es aus ihr heraus. Unbedingt hofft sie deshalb auf Nachahmer, die ebenfalls Kinder für Sport und Bewegung begeistern wollen.

Mit ihren großen Turnkindern peilt sie jetzt die Stufe zwei des Geräteturnabzeichens an. Sie wollen unbedingt weitermachen – auch wenn die Bedingungen nicht die allerbesten sind. So springen die Kinder beispielsweise beim Bockspringen von sogenannten Reutherbrettern ab, die eigentlich für Erwachsene mit 70 Kilogramm Gewicht konzipiert sind. „Sie federn natürlich viel schlechter, wenn unsere Leichtgewichte damit trainieren. Trotzdem springen bei uns alle Kinder, auch die Kleinsten, bereits über einen Bock mit 1,20 Metern Höhe. Wir haben so viel trainiert, dass sie alle einen Riesensatz machen und locker über den Bock kommen. Das kann sich sehen lassen, die Profiturnerinnen springen auch nur über 1,25 Metern Höhe“, erklärt Rogge stolz.

Die besten Turner

Eine Goldmedaille erhielten: Julia Listl, die als jüngste Teilnehmerin mit sechs Jahren so gut turnte wie manche Elfjährige; Antonia Gampe (7 Jahre); Diana Linner (8 Jahre); Luisa Maier und Katrin Seehuber (9 Jahre) und Raphael Huber (10 Jahre). Lilly Maier (11 Jahre), Cosima Jasper (11 Jahre) und Julia Strobl (13 Jahre) erreichten jeweils die volle Punktzahl von maximal 20 Punkten.

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