Pittenhart – Die Programmverantwortlichen des Kulturvereins Hilgerhof hatten den richtigen Griff getan: „D’Schachermuiher“ fühlten sich gleich heimisch im Hilgerhof und trafen passgenau den Geschmack des zahlreich vertretenen Stammpublikums im Hilgerhof. So viel anders als im Chiemgau sieht es in der ländlichen Gegend westlich von München halt doch auch nicht aus.
Grundlage des Auftritts der „Schachermuiher“ ist die meisterliche Beherrschung ihres reichhaltigen Instrumentariums von Harfe, Ziach, Gitarre, Klarinette und Tuba bis zur nicht mehr so oft gespielten Sackpfeife. So hätten die vier gut auch als schwungvolle Tanzlmusi durchgehen können.
Doch das Besondere ist die ganz spezielle Mischung aus Volksmusik im traditionellen Stil, Auseinandersetzung mit dem Weltgeschehen in näherer und weiterer Entfernung in Couplets und Liedern, die ein wenig an die berühmten Volkssänger Münchens wie den Weiß Ferdl erinnern, und gut erzählten Witzen, oft in szenischer Darstellung. Wobei die Anleihe bei den Volkssängern nur stilistisch ist, die Themen sind hochaktuell.
Das Motto „Oana spinnt oiwei“ gibt natürlich viel Gelegenheit, sich über menschliche Verhaltensweisen aller Art von Alltag bis Politik lustig zu machen. Gern wahren „D’Schachermuiher“ eine gewisse Distanz zum modernen Lebensstil mit der Abhängigkeit von technischen Geräten, nicht nur im eigenen Verzicht auf Verstärker bei den Auftritten.
Besonders intensiv nehmen Monika, Franz, Heinz und Robert das Verhältnis des modernen Menschen zu seinem Smartphone aufs Korn, gipfelnd in der Moritat „Mit einem Smartphone in der Hand“, in der einem jungen Mann in den Bergen zum Verhängnis wird, dass er nur dem Navi in diesem Gerät vertraut, aber nicht das „eigene Hirnkastl“ eingeschaltet hat.
Selbst dem Tod können „D’Schachermuiher“ noch Pointen abgewinnen. Im „Boandlkramer-Rap“ tanzt der dürre Sensenmann einen wilden Tanz und es wird die Hoffnung ausgedrückt, dass er dabei seine Aufgabe vergisst, und das alles in genialer Einbindung moderner Musikkultur in volksmusikalische Tradition. Dazu gibt es Kostproben der typisch schachermuiherschen Wortakrobatik – der Gynäkologe scheidet dahin, der Spanner ist weg vom Fenster, den Elektriker trifft einfach der Schlag und so weiter. Etwas makaber, aber mit hohem Unterhaltungsfaktor.
„D’Schachermuiher“ verstehen sich als Botschafter bairischer Wirtshausmusik. Dazu gehört unabdingbar das Mitsingen aus dem Zuschauerraum und da fand das Quartett eine große Bereitschaft beim HilgerhofPublikum – beste Voraussetzungen für einen gelungenen Wirtshausabend.
Die Zuhörer hatten eben schnell gemerkt, dass die Musikanten, Sänger und Witzeerzähler selbst großen Spaß an ihrem Tun hatten und unterstützten sie bereitwillig und nach Kräften, zumindest mit dem Mitsingen der Refrains, ob es nun um eine modernisierte Neuauflage von „Im Märzen der Bauer“ oder die traurige Moritat vom abgestürzten Smartphone-Besitzer ging. igr