Kirchenstiftung St. Vitus Nussdorf sucht per Stellenanzeige einen Eremiten für Klause Kirchwald

„Eine einzigartige Herausforderung“

von Redaktion

Die einen wollen auf einer Ölplattform mitten in der Nordsee arbeiten, die anderen auf den Laufstegen der Welt. Einen ganz besonderen Job bietet jetzt die Kirchenstiftung St. Vitus in Nußdorf an: „Einsiedler“ oder „Einsiedlerin“. Anforderungsprofil: „idealistisch“, „kirchennah“, „Freude an der Begegnung mit Menschen“, inklusive Wohnen in der Klause.

Kirchwald – Und tatsächlich: „Es haben sich bereits zwei Männer und zwei Frauen um die Stelle beworben“, berichtet der zuständige Pfarrer Christoph Rudolph. Die Bewerber seien um die 50 Jahre alt und kommen aus ganz Deutschland. Wichtig sei ihm, dass die Kandidaten dem Jobprofil nahekommen: „Sie sollten mit dem katholischen Glauben verbunden sein, Kontakt mit der Pfarrei halten und Gläubige und Wallfahrts-Gruppen betreuen.“ Bewirten müsse der Eremit die Wallfahrer nicht, betont der Pfarrer. Allerdings gehöre es zu den Aufgaben des Einsiedlers, den Mesnerdienst in der Wallfahrtskirche zu betreuen und das Gelände rund um die Kirche sauber zu halten. Außerdem müsse er den Mesner der Kirchen in Nußdorf bei Krankheit oder Urlaub vertreten.

Mit der Stelle verbunden ist ein kleines Häuschen als Wohnung mit rund 50 Quadratmetern: Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche, Bad und Toilette. „Und WLAN“, betont Pfarrer Rudolph. Ansonsten sei die Klause bescheiden – ein Kachelofen sorge halbwegs für Wärme. Für diese „halbe Mesnerstelle“ werden rund 1500 Euro brutto bezahlt, allerdings gehe davon Miete und Nebenkosten weg. „Es ist auch gestattet, dass unser Einsiedler oder die Einsiedlerin halbtags einer anderen Beschäftigung nachgeht“, erklärt Rudolph.

Insgesamt ist er guter Dinge, dass sich ein „geeigneter Nachfolger“ oder auch eine „geeignete Nachfolgerin“ für den ausscheidenden bisherigen Einsiedler, Bruder Clemens Wittmann OSB, finden wird.

Dieser hatte vor rund fünf Jahren die Nachfolge von Frater Marianus Wilhelm Schmid angetreten, der 2008 verstorben war. Bruder Clemens wird Ende April die Einsiedelei in Kirchwald oberhalb von Nußdorf verlassen. Er folgt dem Ruf seines Benediktinerordens und kehrt in die Abtei Schweiklberg/Vilshofen zurück. Dort wird er die Stelle des Verwaltungsleiters (Cellerar) einnehmen. Bruder Clemens (61) hat sich als Einsiedler einen Namen mit Bienenwachskerzen gemacht.

Die Geschichte der Einsiedelei lässt sich gut 370 Jahre zurückverfolgen. Der erste Eremit vom Kirchwald, Michael Schöpfl, starb im Jahr 1667.

Während in den ersten Jahrhunderten der Kirchwald ein reiner Ort der Stille war, kam mit dem Bau der Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung Leben in den Kirchwald. Viele Wallfahrer, ob einzeln oder in Gruppen, wollten den Ort, an dem Wunder geschehen sein sollen, besuchen.

Auch wenn der einstige große Besucherstrom inzwischen deutlich abgeebbt ist, zieht es dennoch immer wieder viele Pilgergruppen und Wallfahrer an diesen besonderen Ort – besonders im Herbst zu den „goldenen Samstagen“.

Wen verwundert es da, dass die Kirchenstiftung St. Vitus Nußdorf nicht nur eine „idealistisch“ gesinnte, „kirchennahe“ Person sucht, sondern auch jemanden, der „Freude an der Begegnung mit Menschen“ hat?

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