Vogtareuther Trachtler luden zur fastenpredigt in die Turnhalle

„Dr. Kontrabass“ in seinem Element

von Redaktion

Nein, nicht Bruder Barnabas liest in Vogtareuth bei der Fastenpredigt in der Turnhalle die Leviten, sondern Kontrabass, Dr. Kontrabass: ein ausgewiesener Nervenarzt für so manche schwere Leiden so mancher Zeitgenossen in der Gemeinde. Und praktischerweise hat er auch gleich ein paar medizinische Tipps bereit.

Vogtareuth – Pfiffig, hintergründig, nie platt – so präsentierte „Dr. Kontrabass“ alias Hannes Herzog seine Fastenpredigt beim traditionellen Starkbierfest der „Unterinntaler“ Trachtler in Vogtareuth. Zusammen mit Florian Eichberger hatte er wieder eine pfeffrige Rede vorbereitet und souverän vorgetragen – und alle konnten herzhaft lachen, sogar diejenigen, die durch den Kakao gezogen wurden.

Da bekam nicht nur die Heimatzeitung vor lauter „Straßenausbaubeitragssatzung“ ihr Fett weg, Gemeinderäte und allen voran der Bürgermeister wurden aufs Korn genommen. Nach dem Geschmack des Nervenarztes sitzen seine Patienten einfach zu viele Leiden aus – und wollen dann einfach in den Himmel, müssen aber zuvor noch den Umweg über das Fegefeuer nehmen. Die Vogtareuther Gemeinderäte haben eben „ihr Leben lang alles vertrödelt, verhindert, hinausgezögert – und jetzt ist die Himmelspforte zu“, berichtet „Dr. Kontrabass“. Schließlich hat der Herrgott Mitleid und sagt zu ihnen: „Hey, die Tür wär zum Ziehen und nicht zum Aufschieben.“ Im Fegefeuer sitzend studiert dann Rudi die Fegefeuerdurchführungsverordnung. Und klagt aus tiefster Not: „O Herr, mein Retter, ich bin der Rudi Leitmannstetter.“

Erstaunt ist der Nervenarzt über die „311 erwachsenen Leut“, die AfD gewählt haben. Rein rechnerisch müssten also etwa 30 im Saal sitzen, meint er: „Ist da wer da? Hand hoch! Aber doch nicht so (Hitlergruß). Da hapert’s schon an der deutschen Leitkultur. In Deutschland geben wir uns die Hand!“

Vom Bürgermeister, dem Rudi, weiß er, dass der beim nächsten Mal die CSU wählt. „Der weiß, jede Stimme zählt, damit er sicher kein zweites Mal den Bürgermeister wird machen müssen dürfen.“ Da sei der Höslwanger Bürgermeister ganz anders drauf: „Maier, sagt euch der Name was? Der meint, den Bürgermeister mach ich unter einer Bedingung – nicht in Vogtareuth!“

Auf die Schippe genommen wurde noch der Pfarrstadl samt Pfarrer, der Dorfladen und nicht zuletzt das Thema Wasser: „Wasser Zaisering abfüllen und sündteuer nach München verkaufen – als Rudolfsquelle! In 35 Tragerl steckt 1 Baugenehmigung!“ „Es soll auch schon Probebohrungen gegeben haben, ob an den neuen Wartehäuserl auch Busse in ausreichender Menge vorbeiströmen.“

Und dann berichtete der Fastenprediger noch von einer unerhörten Sache: „Die Verwaltung lässt neuerdings Wortbeiträge der Gemeinderäte zu.“ Und was sagen diese nach etlichen Wortbeiträgen über komplizierte Straßenausbaubeitragssatzungen? „Mir tun gar nix!“

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