Gemeinderat Stephanskirchen

Kraglinger Spange unter der Lupe

von Redaktion

Die Kraglinger Spange als zweite wichtige Verkehrsachse neben der Bundesstraße B15 für die Nord-Süd-Verbindung Wasserburg-Rosenheim war ein Thema der jüngsten Gemeinderatssitzung in Stephanskirchen. Das 2,7-Millionen-Euro-Projekt hatte im Vorfeld für Zwist zwischen Planern und einigen Gemeinderatsmitgliedern geführt.

Stephanskirchen – Der Grund: Der Gemeinderat hatte sich im November 2016 nicht mehrheitlich auf eine der vier zur Wahl stehenden Varianten einigen können und somit nach Ansicht vieler Gremiumsmitglieder die Kraglinger Spange eigentlich abgelehnt. Das Staatliche Bauamt Rosenheim bewertete die sieben abgegebenen Stimmen für Variante drei damals jedoch als Votum mit relativer Mehrheit für diesen Verlauf und begann mit der Ausarbeitung des Vorentwurfs auf Basis dieser Variante.

Mit großem Interesse warteten die Gemeinderatsmitglieder in Stephanskirchen deshalb auf den Sachstandbericht durch das Staatliche Bauamt Rosenheim über die zwischenzeitlich erfolgte Feinplanung.

Für das Staatliche Bauamt berichtete Planer Bernhard Bauer im Wechsel mit seiner Kollegin Natascha Neuhaus; Abteilungsleiterin Eva Maria fehlte entschuldigt.

Bauer verdeutlichte, dass die Planung ein Gelände von rund 83 Hektar umfasse. Sie beinhalte eine Weiterführung der Umfahrung bei der Haarnadelkurve ohne Kreisel in Richtung Vogtareuther Straße, ebenfalls ohne Kreisel, mit Einmündung der Vogtareuther Straße zwischen Entleiten und Höhensteig. Dies habe den Vorteil, dass der Verkehr aus Richtung Vogtareuth nach Rosenheim und umgekehrt ohne Bremswirkung eines Kreisels flüssig auf der Umgehungsstraße abgewickelt werden könne. Die Pläne für den Brückenbau wären seit der ersten Vorplanung etwas verändert worden und man habe festgestellt, dass die Verlegung einer Gasleitung wahrscheinlich zusätzliche 250000 Euro kosten werde. Dadurch habe sich die Kostenschätzung von 2,3 auf 2,7 Millionen Euro erhöht. Trotzdem sei der Kosten-Nutzen-Faktor 5,4 ein sehr guter, so der Planer.

Mithilfe einer Mikrosimulation habe man das zu erwartende Verkehrsaufkommen akribisch untersuchen können, führte Bauer weiter aus und präsentierte dem Gemeinderat die virtuelle Abbildung eines künftig möglichen Verkehrsflusses.

Außerdem, so die Planer weiter, habe ein Fachbüro die 83 Hektar Fläche für die geplante Kraglinger Spange intensiv auf ihren Vegetationszustand unter die Lupe genommen. Flora und Fauna wurden kartiert, jede Pflanze, jeder Vogel, jeder Baum und jedes Tier genauestens aufgelistet. Auf der momentan vorwiegend landwirtschaftlich genutzte Fläche würden derzeit keine streng geschützten Arten leben. Allerdings, so erklärte Neuhaus, gebe es zehn verschiedene Fledermausarten. Ihre Flugrouten gelte es beim Bau der Kraglinger Spange zu berücksichtigen. Anpflanzungen sehr hoher Bäume sollen ihre Flugbahnen dahingehend verändern, dass Zusammenstöße zwischen Fledermäusen und Lastwagen vermieden werden können. Das sei an anderer Stelle schon erfolgreich geschehen, stellten sie klar.

Eine Ausgleichsfläche für den notwendigen Eingriff in die Natur könne in Pfaffenhofen geschaffen werden, so die Planer. „Dort besitzt der Freistaat bereits ein geeignetes Grundstück“, gab Bauer bekannt. Weitere Grundstücksverhandlungen müssten in diesem Zusammenhang also nicht geführt werden.

Nach dem möglichen Baubeginn fragte Hubert Lechner (Parteifreie Bürger Stephanskirchen). Das sei schwer zu beurteilen, antwortete Bauer. Der zeitliche Rahmen richte sich danach, wie lange die Erörterungen dauern und ob die Pläne vor Gericht beklagt würden.

Margit Sievi (SPD) monierte, dass die Planung lediglich eine Entlastung für den Fernverkehr bringe. 24000 Autos aus Prutting und Riedering, die momentan Vorfahrt hätten, würden dann den 6000 Autos aus Vogtareuth den Vortritt lassen müssen. „Der Hauptstrom wird gestoppt. Wie können wir so doof sein und solchen Planungen zustimmen?“, fragte sie in die Runde. Bauer verwies in diesem Zusammenhang auf die Mikrosimulation, bei der keine Staus zu erkennen seien. Dr. Rolf Jürgen Löffler und Thomas Hoffmann (beide CSU) dankten dem Planer „für seine Geduld gegenüber manchem Fragesteller im Gemeinderat“ und baten die Kollegen, „sich von Spezialisten überzeugen zu lassen“.

Christine Annies (Bündnis 90/Die Grünen) wollte wissen, ob es im Zuge des Bauvorhabens zu Enteignungen kommen könnte. Bauer vermutet, dass das Landratsamt mit den Grundstückseigentümern wie in vielen Fällen beim Bau der Weststangente, auch hier Besitzeinweisungen vornehmen werde.

Steffi Panhans (SPD) betonte noch einmal, dass der Gemeinderat mit seiner Abstimmung im November 2016 keine Priorisierung der Variante drei vorgenommen habe. „Nehmen Sie diese Aussage bitte aus Ihrer Präsentation raus“, forderte sie die Vertreter des Staatlichen Bauamtes auf. Außerdem habe eine echte Bürgerbeteiligung keinesfalls stattgefunden, schimpfte sie weiter. Auch die Größenordnung, mit der die Planer den künftigen Verkehr einschätzen würden, wollte sie genau wissen. Bauer erklärte, man habe die Prognose aufgrund einer Verkehrszählung aus dem Jahr 2015 getroffen.

Jana Miller (Bündnis 90/Die Grünen) wollte wissen, ob in die Planungen auch ein möglicher Radschnellweg eingeflossen sei. Das sei nicht geschehe, könne aber gern aufgenommen werden, so Bauer. Die Pläne seien ja noch längst nicht in Stein gemeißelt.

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