Aschauer Gemeinderat stimmt für Teilnahme an Leader-projekt

Auf den Spuren der alten Römer

von Redaktion

Aschau wird sich in den kommenden Jahren am interkommunalen Leader-Projekt mit dem Arbeitstitel „Römerregion Chiemsee“ beteiligen. Mit einer Gegenstimme beschloss der Gemeinderat, bei dem Vorhaben mitzumachen, das die Gemeinde Bernau angestoßen hat.

Aschau – Die Kommune will dazu die archäologischen Funde auf dem Gemeindegebiet für ein breiteres Publikum erfahrbar und erlebbar machen. Das Projekt ist zunächst zeitlich auf drei Jahre beschränkt. Es sollen nicht mehr als 10000 Euro pro Jahr aufgewendet werden. Die Hälfte davon soll als Leader-Zuschuss wieder in die Gemeindekasse fließen.

Die Archäologin Andrea Krammer stellte dem Gremium in einem schnellen Marsch durch 500 Jahre römische Geschichte in der Region die baulichen Hinterlassenschaften, die Straßen und viele Einzelfundstücke sowie alle anderen Auswirkungen vor, die die Römer in ihrer damaligen Provinz Noricum rund um den Chiemsee hinterlassen haben.

Fast jede Gemeinde im Chiemgau kann mit Römerfunden aufwarten; führend dabei ist bekanntlich Seebruck, das mit seiner Brücke über die Alz an der Verbindungsstraße zwischen Salzburg und Augsburg einen antiken Hauptverkehrsknotenpunkt darstellte. Entsprechend reichhaltig sei dort die Fundlage und das Bedaium-Museum stelle einen wichtigen Standort der provinzialrömischen Archäologie dar, so Andrea Krammer. Aber auch in Aschau gebe es bedeutende Funde und Schätze, die zum geplanten Vorhaben passen und deshalb unbedingt eingebracht werden sollten.

Der Aschauer Hobby-Archäologe und Sondengänger Sebastian Aringer habe in der Vergangenheit im Gemeindebereich zahlreiche bedeutende Funde aus der Zeit gemacht, noch ehe die Römer nach Aschau und Umrathshausen kamen. Mehrere Gräber und Grabhügel aus vorrömischer Zeit seien rund um Aschau bekannt, dazu gebe es vielfache Siedlungsspuren aus der römischen Kaiserzeit.

Bekannt sei auch der Silberschatzfund von Aschau aus dem Jahr 1865: im dritten nachchristlichen Jahrhundert vergrub ein Vorfahre der Aschauer sein Hab und Gut – 800 Denare, eine silberne Fibel und einen Armreif – in einem irdenen Topf. Er konnte ihn in den Wirren der damaligen Zeit nicht wieder ausgraben. Erst nach 1600 Jahren wurde der Schatz wiedergefunden und ist seitdem in München ausgestellt.

Sebastian Aringer hat mit seinen Funden aus den vergangenen Jahren ein kleines Museum in seinem Haus in Höhenberg zusammengestellt, es kann nach Vereinbarung besichtigt werden. Einer seiner letzten spektakulären Funde in Aschau waren zwei fast 3000 Jahre alte Gräber aus der Bronzezeit.

Bei einer ersten Sondierung des Fundes stellte er fest, dass es sich vermutlich um einen Grabfund handelte. Er stellte die Grabung ein, beließ die georteten Gegenstände im Boden und meldete seinen Fund im bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) in München. Dr. Martin Pietsch vom BLfD kam zu einem Ortstermin nach Aschau. Er stufte die Funde in ihrer Lage als gefährdet ein und erteilte eine sofortige Grabungsgenehmigung. Sebastian Aringer beauftragte den Archäologen Dr. Stephan Möslein aus Bad Tölz mit der Bergung.

Sehr schnell stellte es sich bei den wissenschaftlichen Grabungsarbeiten heraus, dass es sich bei dem Fund um zwei Urnengräber – ein Männergrab und ein Frauengrab – aus der späten Bronzezeit, der sogenannten Urnenfelderzeit (1200 bis 750 vor Christus) handelte. Bei der zu dieser Zeit üblichen Bestattungsmethode wurden die Verstorbenen zusammen mit ihren Grabbeigaben auf einem Scheiterhaufen verbrannt.

Die Asche und die zum Teil geschmolzenen Grabbeigaben wurden zusammen in eine Ton-Urne gegeben, die dann begraben wurde. Deutlich konnte Dr. Möslein anhand der Bodenverfärbungen die Abmessungen der Urne erkennen und dokumentieren. Bei dem Frauengrab war die Urne zwar zerdrückt, aber vollständig bis zum Randbereich erhalten. Reste des Scheiterhaufens und des Leichenbrandes konnten identifiziert und nachgewiesen werden.

Zahlreiche Grabbeigaben

Sensationell waren die überdurchschnittlich reichen Grabbeigaben. So fanden die Archäologen im Männergrab Bronzefunde im Gewicht von 860 Gramm, darunter eine Lanzenspitze, ein kunstvoll gearbeitetes Rasiermesser und einen weiteren, am Fundort zunächst nicht genau definierbaren Gegenstand, vermutlich ein geschmolzenes Schwert.

Bei den weiteren Untersuchungen sollen das Stück und seine Verwendung identifiziert werden. Im Frauengrab wogen die Bronzefunde 1060 Gramm, darunter waren ein umfangreicher Satz von Armringen, zwei Nadeln, ein Messer und eine Spirale aus Golddraht.

Der Heimat- und Geschichtsverein Aschau erstellte – in Zusammenarbeit mit Sebastian Aringer – eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Funde aus der Bronzezeit und druckte dazu eine Begleitschrift.

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