Aschau – Wo im Winter Skifahrer und Tourengeher, im Sommer Wanderer ein Feriendomizil finden sollten, sind seit rund zwei Jahren Polizisten untergebracht. Rund 80 Wohneinheiten, die etwa 30 in einer Wohnungseigentümergemeinschaft zusammengeschlossenen Eigentümern gehören, stehen dort zur Vermietung. Seit April 2016 beherbergt die Hotelanlage an der Kampenwandstraße nahezu ausschließlich Bundespolizisten, die in der Region zum Einsatz kommen.
Ein Mietverhältnis, das für fast alle Eigentümer vorteilhaft ist – schließlich bringt die Dauerbelegung den Vermietern regelmäßige Einnahmen. Dass aber nicht alle Eigentümer davon profitieren, davon kann Heribert Lang, Besitzer des im Komplex untergebrachten Restaurants „Zur Burg“, ein Lied singen. Denn während die wechselnden Feriengäste oftmals ihren Urlaubstag mit einem entspannten Abendessen im Restaurant haben ausklingen lassen, kochen die Polizeibeamten in den Wohneinheiten in der Regel selbst, wie Lang beobachtet hat. „Meine Existenz als Gastronom ist dadurch bedroht“, klagt der 62-Jährige gegenüber den OVB-Heimatzeitungen. So seien die Umsatzzahlen um rund 90 Prozent zurückgegangen.
Eine Entwicklung, die Lang keinesfalls einfach hinnehmen will. Zumal der Bebauungsplan sowie der Flächennutzungsplan der Gemeinde Aschau, der dem Hotelkomplex zugrunde liegt, ein „fremdenverkehrsgewerbliches Gebiet“ für dieses Areal vorsieht. So sind laut Bebauungsplan aus dem Jahr 1989 dort beispielsweise nur „Wohnungseigentum und touristisch genutzte Freizeitwohngelegenheiten und Ferienapartments, deren ausschließliche, fluktuierende, touristische Nutzung an wenigstens 120 Tagen erfolgen muss“, zulässig.
Am Dienstag Thema im Gemeinderat
Doch von der Gemeinde, die diesen Bebauungsplan aufgestellt und abgesegnet hat, fühlt sich Lang im Stich gelassen. Mehrmals hatte er schriftlichen Kontakt mit der Gemeindeverwaltung aufgenommen und eindringlich darum gebeten, diese Vorgaben um- und durchzusetzen. „Bislang ist nichts passiert.“
Markus Heinrich, bei der Gemeinde Aschau für die Bauleitplanung zuständig, lehnt eine Stellungnahme zu Langs Vorwürfen gegenüber den OVB-Heimatzeitungen ab und verweist auf die Gemeinderatssitzung am Dienstag, 21. März, in der die Situation an der Kampenwandstraße thematisiert werden soll. Auf diese Sitzung weist auch Bürgermeister Peter Solnar hin, der nach Anfrage unserer Zeitung mitteilt: „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir der Sitzungsdiskussion nicht vorgreifen wollen.“
Mittlerweile hat sich der Restaurantbesitzer an das Landratsamt Rosenheim gewandt und die Aufsichtsbehörde aufgefordert, die Richtlinien, die die Gemeinde sich selbst auferlegt hat, durchzusetzen. Eine Entscheidung, ob die Aufsichtsbehörde im Streit um die Unterbringung der Bundespolizisten eingreifen wird, gibt es jedoch noch nicht, wie Michael Fischer, Sprecher des Landratsamts, erklärt: „Die Anfrage ist noch in Bearbeitung.“
Geht es nach Einschätzung von Reinhard Grünbaum, Geschäftsführer der für das Hotel zuständigen Hausverwaltung mit Sitz in Nürnberg, sowie von Joachim Konrad, der sich um die Vermietungen der Zimmer kümmert, kann das Landratsamt Rosenheim das Ansinnen Langs eigentlich nur ablehnen.
Schließlich verstoße die Gemeinde keineswegs gegen die Vorgaben im Bebauungs- sowie im Flächennutzungsplan, so Grünbaum. „Zum touristischen Klientel gehören letztlich auch Geschäftsreisende – und um etwas anderes handelt es sich bei den Bundespolizisten letztlich ja auch nicht“, so der Hausverwalter, der darauf verweist, dass die Mieter auch die übliche Fremdenverkehrsabgabe an die Gemeinde entrichten muss. „Wenn diese Art der Nutzung nicht mehr möglich ist, dann können wir das Haus gleich zusperren.“
Eine Einschätzung, die Konrad teilt. Er glaubt, dass Lang mit seinen Vorwürfen von seinen unternehmerischen Defiziten ablenken will. „Wir sind nicht dafür verantwortlich, dass er es nicht schafft, die Bewohner von der Empfangshalle fünf Meter rüber in sein Lokal zu locken“, so Konrad, der betont, „dass nahezu alle anderen Gastronomiebetriebe in der Umgebung von der Unterbringung der Bundespolizei profitieren“.
Wie lange die Beamten dort allerdings noch untergebracht sind, ist offen. Die Pressestelle der Bundespolizei in Potsdam, die für dieses Thema verantwortlich zeichnet, bestätigt auf Anfrage unserer Zeitung das Gerücht, dass der Vertrag über die Anmietung des Hauses zu Ende November vergangenen Jahres gekündigt worden ist. „Aktuell werden jedoch weiterhin bis zu 65 Apartments durch die Bundespolizei genutzt“, so ein Sprecher. „Die vertragliche Bindung läuft hier zum 31. Mai aus.“ Ob über den Mai hinaus Unterkünfte benötigt würden, müsse situativ entschieden werden.
Vertrag ist
gekündigt
Doch selbst wenn die Hotelanlage in Zukunft wieder an Urlauber vermietet werden sollte – eine friedliche Koexistenz zwischen Lang, der sich vor Jahren auch gegen eine Unterbringung von Asylbewerbern gerichtlich zur Wehr gesetzt hatte (wir berichteten), und den anderen Eigentümern scheint undenkbar. So glaubt der Gastronom, dass die Eigentümergemeinschaft letztlich versucht, ihn aus dem Restaurant zu drängen, um es selbst zu übernehmen. Konrad hingegen wirft Lang vor, der Gemeinschaft zu schaden: „Er will einfach zerstören.“