Neubeuern – Doch das treibt den Verantwortlichen die Sorgenfalten auf die Stirn. Wohin mit den Exponaten des Museums und wo sollen die bereits geplanten Ausstellungen alternativ stattfinden?
Wie berichtet, hat das Landratsamt Rosenheim die „Nutzung“ der beiden Stockwerke untersagt, was einer Schließung gleichkommt. Grund: kein zweiter Rettungsweg neben dem Treppenhaus und fehlende Brandschutztüren.
Doch während sich die Gäste-Information keine Sorgen machen muss, da sie geöffnet bleibt, ist es für das Museum und die darüber liegende Galerie ein schwerer Schlag. „Es hat uns kalt erwischt. In einer eilig einberufenen Sitzung werden wir darüber sprechen müssen, wie es mit dem Museum weitergehen soll“, sagt der Vorsitzende des Schiffleut-Bruderschaft-Vereins Neubeuern, Michael Konrad.
Auch Siglinde Bernd, Künstlerin und Sprecherin des Künstlerkreises, ist von der Schließung überrascht worden. Die Gemeinschaftsausstellung, die am 23. März in der Galerie am Marktplatz eröffnet werden sollte, kann nicht stattfinden. Glücklicherweise kann die geplante Ausstellung mit Werken von Carsten Lewerentz ausgelagert werden. Sie wird in den Räumen von Ofenbau Philipp Schwarz gezeigt.
Bernd bedauert die Schließung und hofft, dass bald wieder geöffnet werden kann. „Wir sind alle verliebt in unsere Galerie. Es ist einen besondere Atmosphäre in den vier Räumen“, meint Bernd. Nun ist sie auf Suche nach anderen, temporären Ausstellungsorten, denn „bis ins Jahr 2019 hinein sind diverse Ausstellungen bereits geplant“.
Auch Bürgermeister Hans Nowak wurde von der Nachricht überrascht. Die Gemeinde, in deren Besitz das Haus ist, fungiert als Träger, der Verein beziehungsweise der Künstlerkreis betreut Museum beziehungsweise Ausstellung. Nun muss ein Brandschutzkonzept für das Anwesen her, ein Ingenieurbüro ist damit beauftragt, denn die Zeit drängt. Das Landratsamt hat eine Frist vorgelegt: Bis zum 26. April sollen durch die Gemeinde entsprechende Pläne zur brandschutztechnischen Ertüchtigung vorgelegt werden.
Laut Landratsamt ist der „erste Rettungsweg in den ersten Stock über das Treppenhaus mangelhaft aufgrund der Türen. Ein zweiter Rettungsweg kann im Brandfall über die Feuerwehr für maximal 15 Personen über eine Leiter sichergestellt werden“. Deshalb habe das Amt angeboten, durch Einlasskontrollen für maximal 15 Personen in den Museumsräumen zu sorgen. „Doch dafür übernehme ich nicht die Verantwortung“, erklärte der Bürgermeister auf Nachfrage.
Für die Galerie sieht es etwas anders aus, so Pressesprecherin Ina Krug. Der erste Rettungsweg über das Treppenhaus sei ebenfalls mangelhaft aufgrund der Türen. „Einen zweiten Rettungsweg gibt es nicht. Der muss aber nachgewiesen werden. Das kann zum Beispiel eine Außentreppe sein oder auch ein zweites Treppenhaus.“
„Kein Problem“ signalisiert das Landratsamt im Erdgeschoss. Hier gebe es zwei Rettungswege: Süd- und Nordausgang. „Deshalb erfolgte hier keine Nutzungsuntersagung“, so Krug.
„Es ist mir ein großes Anliegen, dass der Zugang zu Museum und Galerie in angemessener Zeit wieder möglich sein wird“, erklärte Bürgermeister Hans Nowak der Heimatzeitung. Grundsätzlich sei vielleicht auch jetzt der Zeitpunkt, über ein Konzept des gesamten Hauses nachzudenken.
Historie des
Gästehauses
Beim Gästehaus des Marktes Neubeuern handelt es sich um Gebäude mit langer Geschichte. Nach dem Brand 1894 wurde das Haus als Postexpedition und Telegrammstation aufgebaut. 1919 erwarb es der Lüftlmaler Eduard Schwirtlich, der auch die übrigen Fassaden des oberen Marktplatzes gestaltete. 1952 erwarb der Freistaat Bayern das Haus und bracht in dem Gebäude eine Polizeistation unter. Mit Kaufvertrag vom 29. Dezember 1977 ging das denkmalgeschützte „Schwirtlichhaus“ in den Besitz der Marktgemeinde Neubeuern (damals noch Verwaltungsgemeinschaft) über.
Aus der Kaufurkunde ist ersichtlich, dass sich der Markt Neubeuern dem Verkäufer gegenüber verpflichtete, das Gebäude für öffentliche Zwecke zu verwenden. Im Jahr 1978 wurde das Schwirtlichhaus als „Haus des Gastes“ umgebaut. Im Erdgeschoss wurden das Verkehrsamt und ein Kommunikationsraum sowie von außen zugängliche öffentliche Toiletten eingebaut.