Bad Feilnbach – Zahlreiche Hände hatte Anton Wallner bei seiner ersten Gemeinderatssitzung zu schütteln – und das lag nicht nur daran, dass er jeden an der Tür persönlich begrüßte. „Volles Haus“ herrschte zur Vereidigung und Verabschiedung im Rathaus. Neben Bürgern wohnte nahezu die komplette Verwaltung sowie Familie und Freunde des neuen und des „alten“ Bürgermeisters bei.
Zweiter Bürgermeister Vitus Gasteiger (CSU) nahm Wallner den Eid ab und der 51-Jährige sprach ihm nach: „Ich schwöre Treue dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland und der Verfassung des Freistaates Bayern, Gehorsam den Gesetzen und gewissenhafte Erfüllung meiner Amtspflichten, so wahr mir Gott helfe.“ Unter dem Applaus der Zuhörer legte ihm Gasteiger sodann die Amtskette um. In seiner „Antrittsrede“ dankte Wallner allen für das entgegengebrachte Vertrauen. „Ich habe mir den Schritt zum Rathauschef reiflich überlegt. Mein Vorgänger war der Erste, der mich auf eine etwaige Kandidatur angesprochen hat“, so Wallner.
Drei Punkte für seine Amtszeit stellte er deutlich heraus: Offensein für die Belange der Bürger, Bürgernähe sowie eine überfraktionelle gute Zusammenarbeit im Gemeinderat. „Das soll nicht heißen, dass dies nicht bereits der Fall ist. Ich möchte mir diese drei Aspekte für mein Bürgermeistertum auf die Fahnen schreiben“, betonte der neue Rathauschef.
Als „Lehrling“ sei er in den vergangenen Wochen mit dem „Meister“ zu Terminen gegangen und habe eine „beispielhafte Einarbeitung“ durch Hofer erfahren. Mit offenen Armen habe man Wallner in der Verwaltung aufgenommen.
Die persönliche und bewegende Feierstunde – gewürzt mit humorigen Bemerkungen – setzte sich mit Gasteigers Worten „Ich habe noch nie so einen guten Chef gehabt wie Dich, Hans“ fort. Hofer wunderte dies nicht, und konterte: „Du hast ja vorher auch keinen gehabt.“ Zehn Jahre hatten Gasteiger und der ausgeschiedene Rathauschef zusammengearbeitet.
Seit 25 Jahren kennen sich Hofer und Wallner – noch aus der gemeinsamen Zeit als Gemeinderäte. „Vor der Tür stehen ein paar große Schuhe“, beschrieb Wallner die Leistung Hofers für das Gemeinwohl der Kommune in den vergangenen zwölf Jahren und zollte ihm dafür „höchsten Respekt“. „Oft hast Du von Handschlagmentalität, Verlässlichkeit, anständigem Handeln sowie von Menschlichkeit gesprochen. Diese Werte sind Dir wichtig und entsprechen Deiner Geradlinigkeit“, bescheinigte Wallner. Und weiter: „Dass ein Politiker nicht so einfach zum Baggerfahrer taugt, hat unser bayerischer Innenminister Joachim Herrmann vor einigen Jahren mit seinem Unfall anschaulich gezeigt. Dass andererseits ein Baggerfahrer und erfolgreicher Tiefbauunternehmer zu einem guten Bürgermeister taugt, hast Du, Hans, eindrucksvoll beweisen.“
Familiäre politische Prägung bescheinigte Wallner seinem Vorgänger überdies. Hofers Vater war Gemeinderat der ehemaligen Kommune Au, seine Schwester Margarete Fischbacher sitzt seit vielen Jahren im Rosenheimer Stadtrat und Hofer selbst war von 1996 bis 2002 im Gemeinderat. „Dabei hast Du beide Male die meisten Stimmen auf der Liste der Freien Wähler erhalten“, erinnerte Wallner. 2006 wurde Hofer mit 52,4 Prozent zum Bürgermeister gewählt und sechs Jahres später – damals ohne Gegenkandidat – mit 94 Prozent erneut.
„Einer Gemeinde mit damals 7000 Einwohnern und damit ebenso vielen ,Auftraggebern‘ vorzustehen, war die nächste Herausforderung. Man ist außerdem Chef von knapp 70 Bediensteten“, schlüsselte Wallner auf. Der „Betrieb“ Gemeinde habe einen Jahresumsatz von über zehn Millionen Euro, die Aufgaben reichen von den Kindergärten bis zu den Friedhöfen, das heißt, es ist die ganze Daseinsvorsorge für die viertgrößte Flächengemeinde im Landkreis Rosenheim zu organisieren. Dabei habe Hofer zunächst lernen müssen, dass er in seinen Entscheidungen nicht so frei ist wie ein selbstständiger Unternehmer.
Übernommen hatte Hofer die Kommune in einer finanziellen Talsohle. Seit 2006 sei das Gemeindebudget (Verwaltungshaushalt) allerdings von 8,8 Millionen Euro auf 18,6 Millionen Euro angestiegen. „Die Steuereinnahmen haben sich ebenfalls auf jetzt fast elf Millionen Euro verdoppelt“, so Wallner.
Steckenpferde des ehemaligen Rathauschefs waren – wie berichtet – die laufende Neugestaltung der Ortsmitte Bad Feilnbach, der Ausbau der Infrastruktur sowie Schaffung und Erhalt von Arbeitsplätzen. Wallner und alle Fraktionsspecher würdigten diese Leistungen. Explizit wurden unter anderem der Erwerb und Wiederverkauf des VdK-Hauses „Schwarzenberg“ sowie die Besitzübernahme des Gutes Eulenau hervorgehoben.
Gerade, wenn es galt, „thematisch die ein oder andere harte Nuss zu knacken“, habe Hofer einen verlässliche „Partnerin“ gehabt: die Schokolade. Passend dazu erhielt er unter anderem das Bad Feilnbacher Wappen aus Schokolade. „Lieber Hans, die Leistungen, die während Deiner Bürgermeisterzeit erbracht wurden, werden ihren Platz in der Geschichte der Gemeinde finden“, hob Wallner hervor.
Die Schließung der Kurkliniken, deren Leerstand sowie der gesamte, sich im Umbruch befindende Tourismussektor hatte Hofer vor große Herausforderungen gestellt, wie Karin Freiheit im Namen der SPD-Fraktion erläuterte. Sie überreichte ein Buch mit Widmung. Darin hat Ludwig Thoma über „Jozef Filser, den Landwirt im Parlament in München“ geschrieben. Zugleich verhehlte sie nicht, dass das Verhältnis zwischen ihrer Fraktion und Hofer Höhen und Tiefen gehabt habe. Doch gemeinsam habe man in den vergangenen Jahren vieles umgesetzt – „alles aufzuzählen wäre abendfüllend“. Besonders hob sie aber hervor, dass es Hofers Vorschlag gewesen sei, den Einkaufsmarkt in der Ortsmitte anzusiedeln.
Karin Freiheit und Sebastian Obermaier (CSU) betonten einhellig, dass es Hofer vor allem immer wichtig war, dass sich die Menschen in ihrer Gemeinde wohlfühlen. „Dir ist es auch gelungen, die Ortsteile – insbesondere Au und Bad Feilnbach – zusammenwachsen zu lassen. Du bist ein guter Zuhörer und hast großes Verhandlungsgeschick“, bescheinigte Obermaier überdies Hofer.
Christian Eder (FW) machte es kurz und bündig: „Wir sind beide Männer der Tat. Ich schließe mich den Vorrednern uneingeschränkt an. Danke Hans für alles.“ Er überreichte einen Wohlfühlkorb und hofft zugleich, dass Hofer die Schnapsbrennerei am Hof wieder aufleben lasse. Der Gemeinderat an sich schickte den scheidenden Bürgermeister mit seiner Familie in den Urlaub nach Südtirol. In der Amtszeit habe Hofer wohl an einem Stück nicht mehr als eine Woche genommen, deshalb gelte laut Gremium: „Jetzt wird der Urlaub nachgeholt und vor allem die Zeit mit der Familie.“
Blumen für Hofers Frau Anneliese überreichte Wallner ebenfalls und betonte, dass hinter jedem „starken Mann eine noch stärkere Frau steht“. Anneliese habe, zusammen mit den Kindern, in den vergangenen Jahren den Laden zu Hause und am Hof am Laufen gehalten. „Jetzt müsst ihr euren Mann und Vater quasi wieder eingliedern, so viel wie er weg war“, lautete die scherzhafte Empfehlung der Kommunalpolitiker an die Familie.