Bruder Clemens verlässt nach fünf jahren Einsiedelei in KirchwalD

Kerzen sind seine Leidenschaft

von Redaktion

Wo der Inn die Berge verlässt, liegt Nußdorf. Von dort führt ein Weg hinauf in den Kirchwald zur Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung. Mitten im Wald liegt einsam das Gotteshaus und direkt daneben die Eremitage. „Ein besonderer Ort“, sagen viele. Nun findet ein Wechsel statt: Bruder Clemens verlässt die Einsiedelei, Schwester Miriam von den Klarissinnen kommt.

Nußdorf-Kirchwald – Bruder Clemens Wittmann, ein Benediktiner (OSB), verlässt nach rund fünf Jahren die Klause und geht zurück in die Abtei Schweiklberg. Dort übernimmt er die Stelle des Cellerar. Als künftiger Finanz- und Personalvorstand wird er sich um die Organisation der anfallenden Arbeiten und die Verwaltung der Geld- und Naturaleinkünfte der Abtei kümmern.

Seine Klause, immerhin ein recht idyllisch gelegenes kleines Häuschen mit W-LAN, Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche und WC auf insgesamt 50 Quadratmetern, verlässt er mit einem lachenden und einem weinenden Auge, sagt er im Gespräch. Er habe sich hier, direkt neben der Kirche, recht wohl gefühlt. Viel reden mag er nicht, hat er noch nie gemocht. Doch die neue Aufgabe in Schweiklberg habe ihn gereizt. So habe er zugesagt.

„Er hat schon immer gewusst, was er will, und was er nicht will“, sagen die Gläubigen. Sie werden Bruder Clemens vermissen. „Vor allem seine Geradlinigkeit haben wir geschätzt. Er war immer sehr direkt und hat einem ins Gesicht geschaut“, heißt es in Nußdorf.

Mit der ihm eigenen Energie und auch einer gewissen Portion Sturheit hat er in den letzten Jahren den Wallfahrtsort wiederbelebt. Denn nach dem Tod seines Vorgängers, des 37. Einsiedlers Frater Marianus Wilhelm Schmid im Jahr 2008, waren Ort und Kirche verödet. Da hat der Benediktiner die Ärmel hochgekrempelt und angepackt. In Erinnerung werden die „Goldenen Samstage“ bleiben – außergewöhnliche Gottesdienste zu ungewöhnlichen Zeiten, sehr früh morgens nämlich. Und immer mit hochkarätigen Predigern.

Doch das Hauptaugenmerk, das Herz des 54-Jährigen, habe stets dem Ziehen von Bienenwachskerzen gegolten. „Dafür war er weitum bekannt“, berichtet ein Nußdorfer. Besonders Kerzen zu speziellen Anlässen wie Taufen, Hochzeiten oder zu Ostern habe er gerne hergestellt. Doch bereits 2016 musste er damit aufhören – zu wenig Platz in der Klause, bedauerte schon damals Bruder Clemens.

Am Sonntag, 8. April, sind Gläubige zu seinem Abschiedsgottesdienst um 14Uhr in Kirchwald eingeladen. In den Tagen darauf wird der 61-Jährige dann seine Zelte endgültig abbrechen und seiner Nachfolgerin, Schwester Miriam Bauer von den Klarissinnen, Platz machen. Sie wird bis Ende April eingezogen sein.

Die 50-Jährige, die aus Heidelberg stammt, war lange im Orden der Klarissinnen, trat dann aus und war 13 Jahre lang als „Diözesan-Eremitin“ in Osnabrück tätig. Dort war sie dem Diözesanbischof unterstellt.

Ob die Ordensfrau das Magische des Ortes spüren wird, bleibt abzuwarten. Doch bereits Michael Schöpf hat das Besondere gespürt. Der Tuchmacher pilgerte in den unruhigen Zeiten des Dreißigjährigen Krieges von Iglau in Mähren nach Rom. Er war Protestant und konvertierte später zum katholischen Glauben. Von seiner Reise brachte er ein Marienbild mit, das er von einem römischen Kardinal erhalten hatte. Heute hängt es prunkvoll in der Mitte des Hochaltars.

Alsbald geschahen im Kirchwald Wunder. Eine erste wundersame Heilung soll es bereits am 13. Oktober 1645 gegeben haben und weitere sollten folgen.

Der Weg hinauf zur Kirche führt die Besucher entlang der Stationen des Kreuzwegs. „Der Aufstieg ist von Marterln mit den 15 Rosenkranzgeheimnissen gesäumt und führt an der Wasserkapelle vorbei, während der Weg von der Gritschen von Osten her von Marterln mit den 14 Kreuzwegstationen begleitet wird“, heißt es in einem Führer.

Taferl wurden

aufwendig renoviert

Nachdem der „Zahn derZeit“ seine Spuren an diesen Bildern hinterlassen hatte, ließ die Nußdorfer Pfarrei 2011 die Taferl vom Kirchenmaler und Stuckateur Günther Gregor liebevoll restaurieren. Bereits in der Vergangenheit waren die Taferl schon mehrmals aufgefrischt worden. „Viele Tafeln wurden dadurch leider zerstört“, bedauert Günter Gregor: „Sie waren in einem denkbar schlechten Zustand, als ich sie zur Restaurierung bekam.“ Außerdem hätten Sonne, Regen und Wind ebenfalls ihre Spuren hinterlassen. Immerhin seien die Kreuzwegbilder über 200 Jahre alt. Doch nun sei alles wieder in Ordnung – und auch die Übergabe der Einsiedelei „in trockenen Tüchern“. Das freut besonders den zuständigen Pfarrer Christoph Rudolph.

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