Almbauernversammlung in Aschau

Die Angst vor dem Wolf geht um

von Redaktion

Wolf bleibt Wolf und Schaf bleibt Schaf – beideszusammen geht nicht“, lehnte Georg Mair, Vorsitzender des Almwirtschaftlichen Vereins, eine Akzeptanz des Wolfs in der Region entscheidend ab. Eine Sichtweise, die bei der Almbauernversammlung viel Zuspruch fand.

Aschau – „Wir hatten ein gutes Almjahr, spätestens Anfang Juni waren alle Almen bestoßen“, freute sich der Bezirksalmbauer des Bezirks Aschau, Jakob Müller, bei der Almbauernversammlung in Aschau. Er wies alle Mitglieder auf die derzeit in Südtirol laufende Petition hin, den Schutzstatus des Wolfes abzusenken. Diese europaweite Petition soll dem Wolf seine einzigartige Stellung nehmen und ihn unter das Jagdgesetz stellen.

„Keine Almbauernversammlung ohne den Wolf“, brachte auch Georg Mair, Vorsitzender des Almwirtschaftlichen Vereins das Thema, das den Almbauern am meisten auf den Nägeln brennt, zur Sprache. „Wehret den Anfängen und lasst den Wolf nicht mehr in unserer Kulturlandschaft heimisch werden.“ Mittlerweile gebe es 70 Wolfsrudel mit über 700 Wölfen in Deutschland, davon wurden zwei Paare im Bayerischen Wald und auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr gesichtet. „Jahrelang wurde uns nachgesagt, dass wir übertreiben würden, aber alle unsere Vorhersagen sind eingetroffen.“

Das weitere Vordringen auf die heimischen Berge müsse unbedingt verhindert werden, der Schutz der Nutzviehbestände durch irgendwelche „Wolfsschutzmaßnahmen“ sei auf den unübersichtlich weiten Almflächen illusorisch. „350000 Hektar Weidefläche im Hochgebirge kann niemand wolfssicher einzäunen, 115000 Kilometer Wolfszäune kann niemand bezahlen. Pro Betrieb wären dafür rund 15000 Euro aufzuwenden.“

Auch die Herdenschutzhunde seien letztlich Augenwischerei, so Mair. Benötigt würden rund 12000 dieser Hunde, dafür gebe es aber derzeit keinen Markt und keine Züchter. Außerdem fiele diese Art von scharfen Hunden unter die Richtlinien für Kampfhunde. „Wie lässt sich solch ein Hund auf den heimischen Bergen mit dem propagierten und geforderten sanften Tourismus vereinbaren?“, so die rhetorische Frage des Vorsitzenden. Die Almbauern sollten sich nicht von irgendwelchen selbst ernannten Wolfsexperten und Wolfstreichlern bis hinein ins Umweltministerium irre machen lassen: „Wolf bleibt Wolf und Schaf bleibt Schaf – beides zusammen geht nicht.“

9000 gemeldete Wolfsrisse im vergangenen Jahr in den Nutztierbeständen in Frankreich sprächen eine deutliche Sprache. 315 Nutztiere, darunter 46 Rinder, fielen im vergangenen Jahr dem Wolf im Bundesland Brandenburg zum Opfer. Mittlerweile verzichteten die Bauern dort bereits auf die Erstattung der Wolfsschäden, weil die Antragstellung voll bürokratischer Hürden sei und das Land die Schäden wegen der Vielzahl der Fälle nur zum geringsten Teil decke. Alle empfohlenen Schutzmaßnahmen vom Einsatz der speziellen scharfen Hütehunde bis zum nächtlichen Einsperren ins Gatter hätten nichts gefruchtet. Wölfe suchten sich ihre Beute auf jedem Weg.

„Das Auftreten eines Wolfsrudels in unserer heimischen Almlandschaft beendet die bisherige Almwirtschaft und verändert die auf der Viehhaltung bestehende Kulturlandschaft nachhaltig“, ist sich Mair sicher. Bei einer internationalen Konferenz aller Almbauernverbände in Slowenien hätten sich die Teilnehmer darauf geeinigt, dass der Alpenraum für den Wolf nicht geeignet sei und es in der Alpenregion keinen Platz für den Wolf gebe.

Georg Mair bedauerte es, dass im vergangenen Jahr wieder viele Bauern die Bewirtschaftung ihrer Almen aufgegeben haben. 72 Hektar aufgegebene Almfläche klinge zwar zunächst nicht so viel, entspreche aber der Fläche von zwei Almen. Ein solcher Rückgang und die Aufgabe solcher Flächen seien nicht hinnehmbar und gefährdeten auf Dauer die Almwirtschaft. Aktuell werden alleine in Oberbayern 18000 Hektar Almen bewirtschaftet, rund 23000 Stück Vieh aller Art findet hier seine Sommerweiden.

In seinem Jahresbericht bedankte sich Georg Mair bei den Samerberger Almbauern für die Ausrichtung der Almbegehung und des Almbauerntages im vergangenen Sommer. Die Veranstalter hätten von allen, die etwas von der Sache verstehen, viel Lob für die Durchführung beider Veranstaltungen erhalten. Bei der Almbegehung waren mit Ilse Aigner, Ulrike Scharf und Helmut Brunner drei bayerische Staatsminister mit dabei, dazu eine große Zahl an Abgeordneten aller Ebenen, vom Gemeinderat bis zur Europaabgeordneten.

Ihre Almen mit rund 400 Stück Vieh, mit Kühen, Pferden und Schafen stellten die Samerberger Almbauern den weit über 1200 Gästen vor. Eine ewig lange Besucherschlange wälzte sich über die Almgründe. „Wir hätten nie gedacht, dass es so nahe in Sichtweite der vielbefahrenen Autobahn so schöne Almen gibt“, so ein Teilnehmer der Begehung aus dem Oberland. Die heurige Almbegehung ist am 1. August im Raum Schliersee.

Peter Wametsberger von der Berufsgenossenschaft Oberbayern erzählte den Almbauern und ihren Bäuerinnen Wissenswertes zum Thema „Wie tickt meine Kuh?“ Wer glaubte, er wisse alles über sein Rind und sein Seelenleben musste sich schnell eines Besseren belehren lassen. Zusätzlich gab er wertvolle Tipps zur Sicherheit in Hof und Stall aus dem täglichen Leben als Beauftragter der BG Oberbayern.

Artikel 1 von 11