Großkarolinenfeld – Die elfköpfige Jury der evangelischen Kirchengemeinde in Großkarolinenfeld hat sich entschieden: Die neuen Abendmahlsgefäße, für die bereits fleißig Silber gesammelt wird, werden von Silberschmiedin Juliane Schölß gefertigt. Dabei werden auch Finger- und Handabdrücke der Gemeindemitglieder in die Schalen eingearbeitet.
Vier Künstler waren zu dem kleinen Wettbewerb in Großkarolinenfeld angetreten (wir berichteten) und hatten ihre Entwürfe für das neue Abendmahlsgeschirr im Wert von etwa 25000 Euro in Großkarolinenfeld vorgestellt. Die Gemeindemitglieder sammeln inzwischen Silberspenden, aus denen das neue Geschirr hergestellt werden soll.
„Die siegreiche Künstlerin hat sich etwas sehr Schönes einfallen lassen“, freut sich Pfarrer Richard Graupner. Passend zum Motto „Versammelt um den Kelch“ wird sich die Kirchengemeinde im Sommer, „wenn es schön warm ist“ zum Abendmahl treffen. Dann werden Wachsmodelle der neuen Schalen durch die Hände der Kirchenmitglieder gehen. „Im Wachs werden sich Spuren dieses Haltens und Fühlens durch das Erwärmen der vielen Hände einbetten. Eventuell verändert sich die Schalenform dabei etwas. Mitglieder, die kein Silber zur Verfügung haben und nicht anderweitig spenden können, ist es so auch möglich, an diesem Prozess teilzuhaben“ erklärt Schölß ihr Vorhaben.
Ihre Idee sei gewesen, dass die Vasa Sacra (heilige Gefäße) Gestaltung, Formensprache und Atmosphäre von Kirchenraum, Karolinenkelch und der Gemeinde aufnehmen sollten. Der schlichte, helle Kirchenraum mit seinen geometrischen, leicht konischen Formen und Hinterschneidungen gebe den Grundton der gewählten Formensprache an.
Karolinenkelch
bleibt das Zentrum
Der historische Karolinenkelch, ein Geschenk der bayerischen Königin Karoline zur Einweihung der Kirche im Jahre 1822, bilde jedoch das Zentrum im neuen Ensemble und behalte seine gestalterische Sonderstellung. „Die neuen Kelche und Abendmahlsgeräte begegnen dem Karolinenkelch auf Augenhöhe und treten mit ihm in Kommunikation“, so Schölß. „Sie stellen ihre zeitgemäße Formensprache in gleicher Gültigkeit der damaligen entgegen, um gemeinsam zu einem Ensemble zu werden. Sie bilden so eine aktuelle Fortführung im Sinne von Königin Karoline.“
Pfarrer Graupner freut sich, dass das Projekt langsam Form annimmt. Die vielen Silberspenden seien aus den verschiedensten Gemeinden gekommen. Es gab Benefizkonzerte zugunsten der Vasa Sacra und viele Menschen spendeten Besteckteile, Schmuck und Gürtelschnallen. „Der Einsatz, privates Silber für die Vasa Sacra zu spenden und in diesen Gestaltungsprozess einfließen zu lassen, ist eine Geste, die eine besondere Verbundenheit und Nähe zu dieser Kirche zeigt“, bestätigt die Künstlerin.
Auch die katholische Kirchengemeinde aus Großkarolinenfeld hat gespendet, das freut den evangelischen Pfarrer besonders. Die Ökumene liegt Graupner sehr am Herzen. Am Freitag, 5. Oktober, ist zu diesem Thema ein Diskussionsabend in Großkarolinenfeld geplant. „Gemeinsames Abendmahl – warum nicht?“ lautet dann die Frage, die katholische und evangelische Gläubige miteinander besprechen werden. Die neuen Abendmahlsgeräte werden am Erntedanktag, Sonntag, 7. Oktober, ihren ersten feierlichen Einsatz am Altar haben.