Schach wird auch das „königliche Spiel“ genannt. Es gilt als schwierig. Es ist ein strategisches Brettspiel, bei dem zwei Spieler abwechselnd Spielsteine auf einem Spielbrett bewegen. Ziel des Spiels ist es, den Gegner handlungsunfähig zu machen, das heißt, seine als König bezeichnete Spielfigur unabwendbar anzugreifen. Manche Begriffe aus dem Spiel wurden in den Alltag übernommen wie „Bauernopfer“ oder „schachmatt“. Die Schachfreunde Brannenburg feierten nun ihr 40-jähriges Bestehen. Die Heimatzeitung sprach mit dem Vorsitzenden Dieter Schönleben.
Schach – das königliche Spiel. Hat die Jugend noch Interesse?
Im Bayerischen Schachbund sind 414 Schachvereine mit mehr als 40000 Spielern registriert. Diese Zahl steigt jedes Jahr durch viele neue Jugendliche, die hinzukommen. Einen Beitrag zur Verbreitung leisten die Schulen. Dort wird das Schachspiel oft als Wahlfach angeboten. Besonders erfolgreich ist der Landkreis Miesbach, bei dem in allen Schulen Schach gelehrt wird. Ein Beispiel für den Erfolg in Miesbach ist die zehnjährige Schülerin Svenja Butenandt aus Warngau. Sie ist deutsche Meisterin U10 und hat in der Meisterschaftsrunde 2016 alle elf Partien gewonnen. In den Schulen gibt es Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene sowie Förderschachgruppen. Die Schulschachmeisterschaften erleben einen Aufschwung, die Teilnehmerzahlen steigen.
In Rosenheim gibt es regelmäßige Schach-Schnupperkurse für Kinder ab sechs Jahren im Finsterwalder Gymnasium. Aber auch Vereine leisten gute Arbeit zur Verbreitung des Schachspiels. In meinem Verein, den Schachfreunden Brannenburg, sind 50 Prozent Jugendliche zwischen neun und 18 Jahren.
Was ist die Herausforderung beim Schach?
Schach ist ein Denksport, bei dem alle Menschen gegeneinander antreten können, ohne Altersbeschränkung, ohne die Sprache des Gegners zu verstehen und ohne Bedingungen. Es fördert Denk- und Kombinationsvermögen, Konzentrationsfähigkeit und soziale Kompetenz sowie die Fähigkeit, ein guter Verlierer zu sein. In vielen Ländern Osteuropas und Asiens ist es Pflichtfach in Grundschulen.
Die Vielfältigkeit ist unermesslich. Es gibt immer neue Partieverläufe, die sich aus den unendlichen Möglichkeiten der Zugfolgen ergeben. Ich habe mit 13 Jahren das Schachspiel gelernt und von da an habe ich wesentlich bessere Noten in der Schule gehabt. Ich führe das auf die Konzentrationsfähigkeit zurück, die ich beim Schach erworben habe.
Die Schachfreunde Brannenburg werden 40 Jahre alt. Wie waren die Anfänge? Gab es auch „flaue Zeiten“?
In Brannenburg trafen sich in den 1970er-Jahren ein paar Schachspieler im ehemaligen Café Wolber. Zunächst unregelmäßig, später regelmäßig einmal pro Woche. Es entwickelten sich daraus persönliche Freundschaften, die auch zu Familientreffen und Faschingsveranstaltungen führten. 1978 wurde das Schachspiel dann ernster betrieben mit einer internen Meisterschaft und einer Vereinsgründung. Max Gonstalla war der erste „Präsident“. In dieser Zeit fanden erste Mannschaftswettkämpfe mit den Nachbarvereinen in Oberaudorf und Raubling statt.
1982 wurde das Café Wendelstein das Vereinslokal. In dieser Anfangszeit wurde das Gartenschachturnier geboren: im Garten vom Gründungsmitglied Dr. Hans Bolland. Das wird bis heute jedes Jahr einmal im Sommer ausgetragen. In den 1980er-Jahren trat der Verein dem Bayerischen Schachbund und dem Bayerischen Landessportverband bei und nahm am Ligabetrieb teil.
Im Jahr 1990 schafften die Brannenburger Schachspieler den Aufstieg in die A-Klasse. Dann gelang der weitere Aufstieg als Gruppenzweiter hinter Traunstein in die Kreisliga, dem der Verein seitdem mit einer Unterbrechung angehört.
Aus dem Café Wendelstein wurde 1992 ein Modegeschäft und die Schachfreunde mussten umziehen. Schließlich fanden sie beim Dannerwirt in Flintsbach eine neue Bleibe. Werner Höller und Arthur Wolf wurden Erster und Zweiter Vorsitzender, Heinz Hinkelmann Kassier und Thomas Mix Spielleiter. Realschullehrer Erhard Wittmann war der erste Förderer der Jugendlichen. Später kamen Friedbert Krieg, Heinz Hinkelmann und Dr. Hans Bolland als Schachlehrer dazu. 2008 übernahm Peter Engel den Vorsitz.
Nach 22 Jahren mussten die Schachfreunde wieder umziehen. Jetzt spielen die Jugendlichen im Montessori Haus im Brannenburger Ortsteil Sägmühle und die Erwachsenen im Oberaudorfer Pur-Vital-Pflegeheim. Im Jahr 2017 wurde Dieter Schönleben neuer Vorsitzender, Zweiter Vorsitzender Christian Lehnert, Kassier Heinz Hinkelmann und Spielleiter Christian Zaißerer.
Flaue oder schwierige Zeiten gab es nur bei der Suche nach einem Vereinslokal. Ansonsten verliefen die Jahre sehr positiv, Mitgliederzuwachs und spielerische Erfolge waren immer erfreulich.
Hand aufs Herz: Was ist das Interessante am Schachspiel? Wie gut lernt man den Gegner kennen? Ist es ähnlich wie Pokern?
Mit dem Pokerspiel hat Schach gar nichts gemein. Poker ist ein Glückspiel, Schach ist ein strategischer Denksport, bei dem Glück keine Rolle spielt. Man ist nur auf seine Gedanken und Planungen konzentriert und muss möglichst viele Varianten von Zugfolgen vorausberechnen. Es wird beim Schach auch nicht gesprochen: Stille und Konzentration sind angesagt.
Persönliches Kennenlernen ist selten, aber man kennt sich aus Mannschaftsspielen, wenn man auf den gleichen Gegner im nächsten Jahr trifft. Wer auf Einzelturnieren spielt, lernt mehr Spieler kennen. Im Schachklub gibt es aber viele Freundschaften unter den Mitgliedern.
Das Interessante am Schach sind die vielfältigen Möglichkeiten. Jedes Spiel ist anders. Es kam bisher in meinem ganzen Leben nicht vor, dass ich zweimal die gleiche Zugfolge für eine ganze Partie gespielt habe. Das wird jeder Schachspieler bestätigen. Es kommt oft vor, dass ich gegen einen Gegner gewinne, der eine höhere DWZ (Deutsche Wertungszahl) hat als ich. Wenn der Unterschied 200 DWZ-Punkte oder mehr ist, macht das viel Freude. Auch ein Remis ist großartig.
Interview: Sigrid Knothe