Pittenharter Gemeinderat beschäftigt sich mit „Römerregion Chiemsee“

Weihestein in der Kirchenmauer

von Redaktion

In Hinblick auf einer Teilnahme der Gemeinde Pittenhart am Projekt „Römerregion Chiemsee“ hat die Expertin Andrea Krammer den Gemeinderat jetzt über Spuren der Römer und Kelten in der Kommune aufgeklärt. Interessantes Fundstück ist ein Stein, der mittlerweile verschollen ist.

Pittenhart – Auf Initiative der Gemeinde Bernau wird in der Leader-Region „Chiemgauer Seenplatte“ ein Projekt „Römerregion Chiemsee“ vorbereitet, mit dem die Geschichte der Römer in der Region Chiemsee und vorangegangener Besiedelungsepochen sowie die zahlreich vorhandenen Spuren zeitgerecht und attraktiv präsentiert und auch für den Tourismus genutzt werden sollen (wir berichteten).

Auch auf dem Gemeindegebiet von Pittenhart wurden immer wieder Funde von Siedlungsresten, Schmuckstücken und Gebrauchsgegenständen aus dieser lang zurückliegenden Vergangenheit gemacht. Um eine Entscheidungsgrundlage für die angedachte Teilnahme an dem Projekt „Römerregion Chiemsee“ ließen sich Pittenharter Gemeinderatsmitglieder und interessierte Bürger von Andrea Krammer, Fachfrau für provinzialrömische Archäologie, über die Spurensituation in Pittenhart informieren.

Zunächst erläuterte Andrea Krammer die Gebietskulisse für das Projekt insgesamt und warum in der Region zahlreiche Spuren vor allem von Kelten und Römern zu finden sind. Bereits in vorrömischer Zeit sei die Gegend rund um den Chiemsee dicht besiedelt gewesen, wegen der vorhandenen natürlichen Ressourcen im Alpenraum wie Salz und Eisen und dem daraus sich entwickelnden regen Handel.

So konnten die Römer anknüpfen an einem mächtigen Königreich der Kelten, das sie Noricum nannten, und auf Grund der Kooperationsbereitschaft der keltischen Noriker wurde ohne Eroberungsfeldzug daraus die gleichnamige römische Provinz, für die ein friedliches Nebeneinander der Kulturen kennzeichnend war. Wohl auch deshalb konnte man zahlreiche römische Gutshöfe – Villae Rusticae – rund um den Chiemsee finden, natürlich vor allem an den Fernwegen, die die Region durchquert hatten.

Eingehend auf Pittenhart listete Andrea Krammer, noch ergänzt von Pittenharts Heimatpfleger Sebastian Guggenhuber, einige Funde von verschiedenen Örtlichkeiten auf Pittenharter Gebiet rund um diese Epoche auf: Ein Jupiter und dem keltischen Gott Bedaius gewidmeter Weihestein im römischen Stil, eine römische Goldmünze mit dem Bild vom Kaiser Mark Aurel, dazu weitere Münzen und römische Fibeln. Außerdem gibt es Berichte aus dem 19. Jahrhundert über die Entdeckung einer Villa Rustica bei Bauarbeiten in Oberbrunn. Deren genauer Standort ist allerdings nicht mehr bekannt.

Die für Pittenhart wichtigste Fundstelle ist nach Ansicht der Archäologin jedoch der im Grenzgebiet von Pittenhart zu Seeon und Obing liegende Höhenberg. Denn der biete in der Region außerhalb der Gutshöfe die bedeutendsten Funde, vor allem von Metallgegenständen, die auf Grund formaler und materieller Charakteristika der Urnenfelderzeit, der Hallstattepoche und der Latène-Zeit innerhalb des Zeitraums keltischer sowie später römischer Besiedelung zuzuordnen seien.

Dieser über 1500 Jahre genutzte Opferplatz, zuerst von den Kelten und später von den Römern, die hier an den Traditionen der Kelten angeknüpft hatten, steht in engem räumlichen Bezug zu Bedaium, der römischen Siedlung an der Stelle des heutigen Seebruck und könnte laut Aussage von Andrea Krammer der Beitrag Pittenharts zum gemeinsamen Projekt Römerregion sein. Die inhaltliche Besonderheit dieses Beitrags sollte sein, dass sich in ihm das friedliche Nebeneinander der Kulturen ausdrückt, das für die Region in der Zeit der Herrschaft der alten Römer so kennzeichnend war.

Attraktion für Touristen schaffen

Andrea Krammer beschäftigte sich auch mit der Frage, was einer Gemeinde wie Pittenhart die Beteiligung an dem Projekt Römerregion bringen könnte. Sie erhoffe sich daraus mehr gezielte Forschung auch auf Pittenharter Boden und neue Möglichkeiten für die heimatgeschichtliche Bildung der Jugend, erklärte sie, und gleichzeitig werde eine Attraktion für Touristen geschaffen, die den Charakter ihrer Urlaubsregion kennen und verstehen lernen wollten.

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