Interview mit Josef Entfellner, Hauptmann der Gebirgsschützenkompanie Endorf/chiemgau

Der Heimat eng verbunden

von Redaktion

Endorfer Kompanie übernimmt vielfältige Aufgaben – Positiver Blick in die Zukunft – Attraktive Montur

Bad Endorf – Zahlreiche Gebirgsschützenkompanien feiern in Kürze wieder ein großes Treffen. Erst jüngst kam die Gebirgsschützenkompanie Endorf/Chiemgau mit einer Abordnung aus Vomp zusammen. Mit dem Endorfer Hauptmann Josef Entfellner sprachen die OVB-Heimatzeitungen.

Sie sind Hauptmann der Gebirgsschützenkompanie Endorf: Wie lange schon und was waren Ihre Beweggründe für den Eintritt?

Ich bin Gründungsmitglied der Gebirgsschützenkompanie Endorf seit 1980. Wegen meiner über 20-jährigen beruflichen Tätigkeit in Polen konnte ich jedoch mehrere Jahre nicht aktiv am Vereinsleben teilnehmen. Zum Hauptmann wurde ich 2011 gewählt. Ich möchte aktiv mitwirken, die über mehrere Jahrhunderte alte Schützentradition nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Ein Hauptgrund waren auch meine Heimatverbundenheit und die festen Wurzeln zum örtlichen Brauchtum.

Wie viele Mitglieder hat die Kompanie? Haben Sie genügend Bewerber?

Die älteste urkundliche Aufzeichnung von Heimatverteidigern aus dem Endorfer Gebiet stammt aus dem Jahre 1322, als diese in der letzten Ritterschlacht bei Mühldorf für die Habsburger gekämpft haben. Die Endorfer Kompanie hat 219 Mitglieder, davon 53 Aktive und fünf Marketenderinnen, die sich regelmäßig am Ausrücken beteiligen.

Das Durchschnittsalter der aktiven Schützen liegt bei 47 Jahren. Es werden von mir und unseren Schützen immer wieder Männer angesprochen, die zu uns passen könnten. Bei den Aktiven sind wir gut aufgestellt, jedoch weiterhin immer offen für Leute, die sich unseren Werten verbunden fühlen und unser Brauchtum unterstützen und schätzen.

Wie machen Sie „Werbung“ für Ihre Kompanie? Was sind die Highlights des Jahres ?

Unsere Kompanie ist in das örtliche Dorfleben voll integriert und setzt sich in vielen Bereichen für die Heimat ein. Wir haben in den letzten Jahren, inklusive des kürzlich eingeweihten „Kreuz der Freundschaft“, elf Kulturdenkmäler errichtet. Dazu kommen noch Restaurierung, Erhalt und Pflege von Flurdenkmälern, Wegekreuzen und Kapellen durch die Kompanie. Dafür erhalten wir viel Anerkennung und Wohlwollen in der Gemeinde.

Die Höhepunkte jedes Jahres sind der Patronatstag zur Ehren der Patrona Bavariae, die Begleitung von Fronleichnamsprozessionen, die Festmesse mit Umzug auf Frauenwörth zum Gedenken der seligen Irmengard als Schutzpatronin des Chiemgaus, das Gedenken an die gefallenen Schützen von 1705 am Magdalenenberg in Wasserburg sowie das Bataillonsfest der Inn-Chiemgauer Kompanien, welches jedes Jahr an einem anderen Ort ausgerichtet wird. Hinzu kommt der kameradschaftliche Wettbewerb mit befreundeten Kompanien am Schießstand.

Besondere Höhepunkte der letzten Jahre war die Eröffnung der Kaisertage in Bad Ischl mit 45 Schützen als bayerische Ehrenformation mit Salut, in Gedenken an Kaiserin Elisabeth.

Niemals vergessen wird, dass wir die Ehrenkompanie anlässlich des G7 Wirtschafts- Gipfels in der Staatskanzlei in München waren und am darauf folgenden Tag den amerikanischen Präsidenten Obama am Flughafen verabschieden konnten. Barak Obama hat trotz immenser Vorkehrungen den Sicherheits-Korridor verlassen, allen unseren Schützen die Hand gereicht und mit jedem persönliche Worte gesprochen. Ein unvergessliches Erlebnis!

Sie tragen Waffen. Das ist umstritten. Wie sehen Sie das?

Das öffentliche Tragen von Waffen ist allgemein verboten. Die früheren Landesverteidiger und heutigen Gebirgsschützen haben aus Überlieferung das Recht, ihre historischen Waffen bei gemeldeten Veranstaltungen mitzuführen. Der Schutz von Haus, Hof, der Kirchen und heimischen Bevölkerung sowie die Verteidigung der Grenzen Bayerns waren in den letzten Jahrhunderten ihre Aufgaben. Die Gebirgsschützen sind eine Institution des Landes Bayern.

Heute soll das Tragen von Gewehren, Säbeln und Hellebarden bei Festen ein starkes Symbol sein und wie der Name „Schütze“ sagt, zum Erhalt des christlichen Glaubens, der Werte der Heimat und Pflege der Tradition beitragen. Waffenträger haben die hohe Verpflichtung zu Disziplin und Ordnung durch entsprechende Prüfung und Qualifikation nachzuweisen.

Das äußere Erscheinungsbild ist wichtig: Wie sieht Ihre Montur aus?

Die von uns Endorfern getragene Montur hat ihre Wurzeln in der napoleonischen Zeit und ist auf alten Votivbildern in der Kirche von Antwort und Hirnsberg detailliert abgebildet. Das ist der fast festliche braune Gehrock, die rote Weste, Halstuch und die schwarze Bundhose. Den Hut ziert ein doppelter Spielhahnstoß, weil früher dieser wunderbare Vogel vermehrt in der Endorfer Seenlandschaft heimisch war. Die blauen Strümpfe sollen die Farbe des Chiemsees darstellen, weil Schützen und Bürger aus der Endorfer Umgebung in unruhigen Zeiten das östliche Gebiet bis zum Chiemsee und die Fraueninsel mit dem Benediktiner-Kloster beschützt haben. Alle Schützenmonturen sind generell zeitlos schön und beeinflussen noch heute die moderne Tracht.

Thema Disziplin: Wie halten Sie das? Oder ist die Kompanie eher ein „lockerer Haufen“ ?

Von den Schützen in Montur, Gewehr- und Säbelträgern erwarte ich ein sauberes Erscheinungsbild, Disziplin und Ordnung in der Öffentlichkeit. Bei der Aufstellung genauso wie beim Marschieren in der Formation. Bei der größten Herausforderung, eine exakte Ehrensalve abzufeuern, ist Sicherheit und Konzentration unabdingbar. Die weiß-blaue Armbinde der Kompanie und die Kokarde am Schützenhut waren in den 1920er-Jahren und sind auch heute noch Hoheitszeichen und bei staatlichen und kirchlichen Anlässen mit besonderer Ehre und Aufgaben verbunden.

Wie sehen Sie die Zukunft der Gebirgsschützen im Allgemeinen?

Solange das gute gegenseitige Verhältnis zum Bayerischen Staat vorhanden ist, sehe ich einer guten Zeit entgegen. Es könnte aber bei einigen Kompanien der Wunsch nach Nachwuchs vorhanden sein. Die Zukunft der Gebirgsschützen generell hängt natürlich von den Privilegien und Freiräumen ab, die uns die Politik beim Tragen und Führen unserer Waffen erlaubt. Es wird immer Leute geben, welche die Tradition der Gebirgsschützen und des Glaubens schätzen und unterstützen. Die Gemeinsamkeit und die Gesellschaft der Gebirgsschützen sind ein guter Nährboden zum Erhalt unserer bayerischen Kultur, Heimat und des Brauchtums.

Interview: Sigrid Knothe

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